Nachdem er am Donnerstag seinen russischen Amtskollegen Sergei Lawrow in Moskau getroffen hatte, behauptete Israels Außenminister Jair Lapid erneut, dass der Iran und sein Atomprogramm eine "Bedrohung für die ganze Welt" darstelle, berichtet die Zeitung Haaretz.
Lapid reiste am Mittwochabend nach Moskau, um sich vor einem für Oktober geplanten Treffen zwischen dem neuen Premierminister Naftali Bennett und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Lawrow zu treffen.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Lawrow sagte Lapid: "Die Welt muss den Iran daran hindern, eine nukleare Fähigkeit zu erwerben" – egal, um welchen Preis. Anschließend drohte er: "Wenn die Welt es nicht tut, behält sich Israel das Recht vor, zu handeln."
"Leider wird es in Syrien oder im übrigen Nahen Osten keine Stabilität geben, solange es eine iranische Präsenz gibt", erklärte Lapid. Der israelische Außenminister fügte hinzu, dass sein Land nicht untätig zusehen werde, während sich der Iran an seiner Nordgrenze verschanze.
Der russische Außenminister Lawrow erklärte seinerseits, dass Russland verpflichtet sei, Syrien beim Schutz seiner Souveränität zu helfen. Laut Lawrow bleibt die Situation in Syrien in vielerlei Hinsicht herausfordernd, da die Interessen vieler Länder in diesem Prozess miteinander verflochten sind. "Es gibt berechtigte Interessen, zum Beispiel Sicherheitsinteressen." Es gebe aber auch Interessen, die nicht legitim seien. "Ich meine in erster Linie die illegale Besatzung eines beträchtlichen Teils des syrischen Territoriums durch die USA", die die Plünderung der Ressourcen des syrischen Volkes und die Koordinierung mit dem kurdischen Separatisten umfassten, sagte Lawrow.
Russlands Top-Diplomat fügte hinzu, Moskau sei dagegen, Syrien zum Schauplatz der Konfrontation zwischen Drittländern zu machen. Es sei entscheidend, sich auf die Umsetzung der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrats zuzubewegen und die Souveränität und territoriale Integrität Syriens zu respektieren.
Der Austausch von Informationen über die Situation in Syrien zwischen Russland und Israel habe sich als nützlich erwiesen und werde fortgesetzt, fuhr Lawrow fort. Russland forderte Israel bereits mehrfach auf, über mögliche Bedrohungen seiner Sicherheit von Syrien aus zu berichten. Russland will nicht, dass das syrisches Territorium als Plattform für den iranisch-israelischen Konflikt genutzt wird.
Das Treffen am Donnerstag in Moskau fand vor dem Hintergrund von Berichten über die Unzufriedenheit der Russen mit israelischen Luftangriffen auf Syrien statt. Am Freitag teilte die russische Armee, die Syrien mit Luftverteidigungssystemen versorgt, mit, Damaskus habe mehr als 20 Raketen abgefangen, die in der Nacht zum Donnerstag und Freitag von israelischen Jets abgefeuert worden waren. Vor zwei Wochen hatten Luftverteidigungssysteme in Syrien nach Angaben der russischen Armee 22 bei einem israelischen Akt der Aggression abgefeuerte Raketen abgewehrt.
Russland führt seit 2015 auf Einladung der syrischen Regierung von Präsident Baschar al-Assad eine Militärkampagne in Syrien und hilft dieser, nach einer von außen angestachelten und mit brutaler Gewalt aufgeladenen Rebellion die Kontrolle über das Land zurückzugewinnen.
Russland sehe die Bereitschaft der Regierung von US-Präsident Joe Biden positiv, die Arbeit des Nahost-Quartetts (Russland, die USA, die EU und die Vereinten Nationen) wiederaufzunehmen, erklärte der russische Außenminister zudem auf der Pressekonferenz.
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