Israel droht dem Libanon: Die Hisbollah will auf jeden Angriff reagieren

Israel machte die libanesische Regierung für den jüngsten Raketenbeschuss der besetzten Shebaa-Farmen verantwortlich. Die Raketenangriffe der Hisbollah folgten auf den israelischen Raketenbeschuss des Südlibanon. In einer Fernsehansprache sagte der Hisbollah-Chef, die Organisation strebe keinen Krieg an, habe aber auch keine Angst davor.

Israels Premierminister Naftali Bennett sagte am Sonntag, er mache die libanesische Regierung für den jüngsten Raketenbeschuss verantwortlich, der von dort aus auf Nordisrael abgefeuert worden war – unabhängig davon, ob die Hisbollah dahintersteckt oder nicht.

Bennetts Kommentare erfolgten wenige Tage, nachdem es zu den heftigsten Gewaltausbrüchen zwischen Israel und der Hisbollah seit mehreren Jahren gekommen war. "Der Staat Libanon und die Armee des Libanon müssen die Verantwortung (für) das übernehmen, was in ihrem Hinterhof passiert", sagte Bennett in einer Kabinettssitzung. "Es ist weniger wichtig für uns, ob es sich dabei um eine palästinensische Organisation oder andere unabhängige Rebellen handelt. Der Staat Israel wird nicht akzeptieren, dass sein Land beschossen wird", erklärte Bennett.

Die libanesische Hisbollah hatte am Freitag nach eigenen Angaben mehrere Raketen auf die von Israel besetzten Shebaa-Farmen abgefeuert. Die israelische Armee berichtet von mehr als zehn Raketen. Die mit Iran verbündete Organisation übernahm daraufhin in einer kurzen Erklärung die Verantwortung für den Raketenbeschuss. In der Erklärung vom Freitag hieß es, sie habe Dutzende von Raketen auf die Shebaa-Farmen abgefeuert, nachdem Israel am frühen Donnerstag nach dem zweiten Tag des Raketenbeschusses Luftangriffe auf den Libanon gestartet hatte. 

Zum 15. Jahrestag des Libanonkrieges, den die Hisbollah als Siegestag feiert, sagte der Generalsekretär der Hisbollah Hassan Nasrallah über die jüngsten Luftangriffe auf den Libanon am Samstag: "Was vor ein paar Tagen passierte, war eine gefährliche Entwicklung, die es seit 15 Jahren nicht mehr gegeben hatte." Nasrallah erklärte, dass sofortige Vergeltungsmaßnahmen für diese Angriffe erforderlich gewesen seien. Er betonte, dass der Hisbollah-Militärschlag dabei vorsätzlich auf freie Fläche gezielt habe, da er die alte Gleichung der Abschreckung wiederherstellen und keine neue Eskalation herbeiführen sollte, berichtet Almayadeen. Der israelische Militärsprecher Ran Kochav bestätigte am Freitag, die Hisbollah habe die Raketen vorsätzlich auf freie Fläche abgefeuert. Dennoch sei das Abwehrsystem Iron Dome eingesetzt worden, um einige der Raketen abzufangen, meldet Times of Israel.

Zum Thema Julikrieg erklärte Nasrallah, die entscheidende strategische Errungenschaft sei es, für ein Gleichgewicht der Abschreckung gesorgt zu haben, das die Sicherheit des Libanon schütze und garantiere.

"Was den israelischen Feind daran hindert, eine Offensive zu starten, ist seine Angst vor einer großen Konfrontation mit dem Widerstand (der Hisbollah)."

In einer Fernsehansprache, sagte Nasrallah, dass die libanesische Widerstandsbewegung keinen Krieg anstrebe, aber auch keine Angst vor einem habe, da sie zuversichtlich bleibe, was die Chancen auf einen Sieg betreffe.

In den letzten Tagen nahmen die Spannungen am Persischen Golf erneut zu, nachdem es zu einem Angriff auf einen israelischen Tanker vor der Küste Omans gekommen war. Zwei Besatzungsmitglieder, ein britischer und ein rumänischer Staatsbürger, sollen dabei getötet worden sein. Israel machte Iran für den Angriff verantwortlich und drohte Teheran anschließend mit Krieg.

Es gibt eine mögliche Erklärung dafür, warum die Hisbollah sich in einem ungewöhnlichen Schritt offiziell zum jüngsten Luftangriff auf die Shebaa-Farmen bekannte: Womöglich wollte sie auf Befehl Teherans die Botschaft an Israel entsenden, dass sie bei einem möglichen Militärschlag gegen Iran eine zweite Front gegen Tel Aviv eröffnen würde. Nach einer aktuellen Schätzung der israelischen Streitkräfte umfasst das Waffenarsenal der Hisbollah 150.000 Raketen mit einer Reichweite von 15 bis 700 Kilometern. Falls ein neuer Krieg zwischen Israel und der Hisbollah ausbräche, sei nun die Hisbollah in der Lage, etwa 1.000 bis 3.000 Raketen pro Tag auf israelisches Gebiet abzufeuern.

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