Der ungewöhnlich geringe Niederschlag hat sich negativ auf die Wasserkraftproduktion in Iran ausgewirkt. Krankenhäuser, Unternehmen, Geschäfte und Wohnhäuser sind von unangekündigten sporadischen Stromausfällen betroffen, die für Frustration bei den Bürgern sorgen. Manche Kritiker machen das Missmanagement der Behörden und das unterversorgte Netz des Landes für die Stromknappheit verantwortlich. Die iranische Führung beginnt jedoch den Kampf gegen einen anderen angeblichen Verantwortlichen – die Kryptofarmen.
Der iranische Präsident Hassan Rohani erklärte am Mittwoch, alle Miningoperationen in Iran seien bis zum 22. September verboten.
Rohani zufolge verbrauchen legale Kryptomining-Operationen in Iran etwa 300 Megawatt Strom. Illegale Operationen hingegen sollen bis zu 2.000 Megawatt verbrauchen. Nach Angaben der Regierung werden ungefähr 85 Prozent der Kryptowährungen in Iran illegal hergestellt.
Behauptungen, wonach Kryptomining für die Stromknappheit im Land verantwortlich sei, sind umstritten. Nach Angaben des Leiters der Kommission für digitale Wirtschaft des iranischen Parlaments Modschtaba Tawangar, der von Al Jazeera zitiert wird, macht die Herstellung der Kryptowährungen lediglich etwa ein Prozent des gesamten Stromkonsums des Landes aus:
"Der Grund für die Stromausfälle ist nicht das Mining von Kryptowährungen, sondern die unzureichende Finanzierung und ein altes Vertriebs- und Erzeugungsnetzwerk."
Laut dem Blockchain-Analystenunternehmen Elliptic fallen auf den Iran 4,5 Prozent der weltweiten Kryptowährungsproduktion. Iranische Miner verdienen dadurch Hunderte Millionen US-Dollar. Nach Angaben der Analytiker hilft dieses Geld dabei, die negativen Auswirkungen der harten Sanktionen der USA gegen Iran zu verringern.
Offiziellen Informationen zufolge wurden in den letzten Jahren Tausende illegaler Mining-Geräte in Iran beschlagnahmt. Die Regierung forderte kürzlich das Ministerium für Nachrichtenwesen auf, gegen illegale Kryptominer vorzugehen.
Obwohl das Mining von Kryptowährungen in Iran als Industrie anerkannt ist, gibt es keine klare rechtliche Regelung dafür. Wegen des regulatorischen Defizits ist die Industrie nicht transparent. Zudem führen die massive Volatilität an den Aktienmärkten des Landes und die unerbittlich hohen Inflationsraten laut Al Jazeera dazu, dass viele Iraner ihre Ersparnisse in Kryptowährungen anlegen.
Mehr zum Thema - Bitcoin-Kurs am Boden nach jüngsten Äußerungen von Elon Musk