Esmail Qaʾani, Kommandeur der iranischen Quds-Einheit und somit Nachfolger des von den USA ermordeten Generalmajors Qassem Soleimani, wandte sich in einem Offenen Brief an Mohammed Deif als Kommandeur der Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Hamas.
Die Hamas-Bewegung hätte den Sieg in Jerusalem versprochen und mittlerweile schon ihre "Gelübde" erfüllt, indem sie "dem wütenden Feind" einen "Vorgeschmack auf die Demütigung und Niederlage" gegeben habe, hieß es in dem Brief. Qaʾani sicherte darin Deif die Unterstützung Irans zu. Jerusalem sei der "Kompass der Widerstandsachse", schrieb General Qaʾani, und unterstrich: "Wir stehen unter Kommandant Soleimani. Wir werden Palästina nicht allein lassen, egal wie sehr der Druck gegen Iran wächst und die Belagerung des Landes (durch Sanktionen) verschärft wird", berichtet Al Mayadeen.
Das israelische Militär versuchte seit Beginn der jüngsten Eskalation laut Medienberichten mindestens zweimal, den militärischen Befehlshaber der Hamas zu töten. Obwohl nicht bekannt ist, wann die Operationen durchgeführt wurden, sagten militärische Quellen, dass Deif in beiden Fällen in letzter Minute entkommen sei, berichtet die Jerusalem Post.
Als Befehlshaber der militärische Arm der Hamas veröffentlichte Deif Anfang Mai eine Erklärung, in der er Israel davor warnte, palästinensische Familien aus dem Viertel Scheich Dscharrah in Jerusalem zu vertreiben.
Die Auslöser des jüngsten Krieg zwischen Palästinensern und Israelis war ein Aufmarsch radikaler zionistischer Siedler am Zugang zur Altstadt von Jerusalem Ende April. Dort waren auch mehrere Hundert Polizisten, um den Aufmarsch der ultraorthodoxen Organisation Lehava abzuschirmen. Hunderte von Anhängern der rechtsextremen Gruppierung jagten Palästinenser durch die Straßen und skandierten "Tod den Arabern". Die Lage nahm zugleich eine ernste Wendung, als palästinensische Häuser im Stadtteil Scheich Dscharrah angegriffen wurden.
General Qaʾani sprach auch am Samstag in einem Telefonat mit dem Leiter des politischen Büros der Hamas Ismail Haniyya. Laut einer Erklärung der Hamas diskutierten beide Seiten die jüngsten Entwicklungen im Gazastreifen und die militärischen Fähigkeiten der Palästinenser in dem aktuellen Konflikt, berichtet Press TV.
Wie ein ranghoher Kommandeur der israelischen Streitkräfte der FAZ im Februar mitteilte, verfügte die Hamas zu diesem Zeitpunkt laut Schätzungen über rund 7.000 Raketen, 10.000 Mörsergranaten, 300 Panzerabwehrlenkwaffen und 100 Flugabwehrraketen. Es wird vermutet, dass die meisten der seit letzter Woche abgefeuerten Geschosse Kurzstreckenraketen vom russischen Typ Grad oder Kassam sind, die in Gaza seit mindestens 2001 im Eigenbau hergestellt werden.
Die israelische Armee erklärte, dass die Hamas ihre Bauanleitungen aus dem Ausland, etwa aus Iran erhält. "Ohne die Unterstützung Irans hätten wir diese Fähigkeiten nicht", zitierte die New York Times bereits im Jahr 2019 den Hamas-Chef im Gazastreifen Jahja Sinwar.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu behauptete am Donnerstag in einem Treffen mit dem deutschen Außenminister Heiko Maas, dass die israelische Armee am Dienstag im Laufe des Krieges gegen die Hamas eine bewaffnete iranische Drohne an der Grenze zu Jordanien abgeschossen hätte. Netanjahu sagte, er habe Maas beschrieben, wie Israel an mehreren Fronten kämpfe und dass Iran hinter all dem stehe, meldet die Jerusalem Post.
Die Quds-Einheit ist die Eliteeinheit der Iranischen Revolutionsgarde für exterritoriale Operationen, die unter anderem im Rahmen der "Vorwärtsverteidigung-Strategie" die Interessen Teherans in der Region gewährleisten soll.
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