Seit Tagen tobt ein blutiger Krieg zwischen der Hamas-Bewegung und der israelischen Armee. Israel beantwortet den massiven Raketenbeschuss der Hamas auf Ziele in israelischen Städten mit dem umfangreichsten Bombardement des Gazastreifens seit dem Krieg im Sommer 2014. Dabei aktiviert Israel auch sein Abwehrsystem "Iron Dome" (Eiserne Kuppel), um palästinensische Raketen im Anflug auf israelische Städte abzufangen.
Wenn die Sirenen in israelischen Städten heulen und aberhunderte Raketen der Hamas-Bewegung unterwegs sind, kommt das neuartige Abwehrsystem zum Einsatz. Dieses System Iron Dome könne nach Angaben der israelischen Medien sogar das Risiko der anfliegenden Raketen für Menschen einschätzen und gezielt die gefährlichsten abfangen.
Vor zehn Jahren kam das Schutzsystem Iron Dom erstmals zum Einsatz. Bis Anfang April gab es mehr als 2.500 Abfangraketen-Starts, teilte jüngst der Rüstungskonzern Rafael mit. Dieser israelische Staatskonzern hat Iron Dome entwickelt und seitdem auch mit US-Hilfe ständig weiterentwickelt.
Großen Schaden richteten dank Iron Dome bislang die Geschosse aus Gaza nicht an – trotz verheerender Einzelfälle. Dennoch ist es der Hamas-Bewegung gelungen, durch ihre andauernden Luftangriffe einen psychologischen Druck, nämlich das Gefühl der Unsicherheit, unter den Israelis zu verbreiten. Die Palästinenser erhöhten zudem durch den massiven Raketeneinsatz auf Israel zumindest die Kosten dieses Krieges für Israel drastisch. Denn der Einsatz vom Iron Dome zur Abwehr der Hamas-Raketen ist nicht gerade billig: Zwischen 20.000 und 50.000 Dollar soll eine einzige israelische Abwehrrakete kosten. Wenn man dies mit den oft nur maximal einige hundert Dollar teuren Hamas-Geschossen ins Verhältnis setzt, kommt ein neuer Aspekt dieses Konflikt ans Tageslicht: Auf der einen Seite die nur wenige Hundert oder ein paar Tausend Dollar teuren Raketen der Hamas. Auf der anderen Seite das aufwendige israelische Abwehrsystem mit Anti-Raketen-Raketen zum Stückpreis von bis zu 50.000 Dollar das Stück für die israelischen Luftabwehr. Und gerade unter anderem auch deswegen unterstützen die USA Israels Luftabwehr gemäß einem unter dem früheren Präsidenten Barack Obama geschlossenen Abkommen, das noch bis 2028 läuft, für alle diese Luftabwehrsysteme jedes Jahr mit insgesamt fünfhundert Millionen US-Dollar.
Wie ein ranghoher Kommandeur der israelischen Streitkräfte der FAZ im Februar mitteilte, verfügte die Hamas zu diesem Zeitpunkt über rund 7.000 Raketen, 10.000 Mörsergranaten, 300 Panzerabwehrlenkwaffen und 100 Flugabwehrraketen. Zudem besaß die Miliz Palästinensischer Islamischer Dschihad demnach weitere 6.000 Raketen, 6.000 Mörsergeschosse sowie rund 100 Panzerabwehrlenkwaffen. Hinzu kommen bei beiden Milizen jeweils Dutzende Drohnen.
Es wird vermutet, dass die meisten der abgefeuerten Geschosse Kurzstreckenraketen vom russischen Typ Grad oder Kassam seien, die in Gaza seit mindestens 2001 im Eigenbau hergestellt werden. Sie können aus Erdlöchern oder von einfachen tragbaren Lafetten abgefeuert werden und ohne eigenes Leitsystem rund zehn Kilometer weit fliegen. Einige davon sollen auf "Abwasserrohren" basieren.
Israelische Militärs erklären, dass die Hamas ihre Bauanleitungen aus dem Ausland, etwa aus Iran erhält. "Ohne die Unterstützung Irans hätten wir diese Fähigkeiten nicht", zitierte die New York Times den Hamas-Chef im Gazastreifen Jahja Sinwar selbst, der dies 2019 sagte. Eine der bis nach Tel Aviv reichenden Raketen wie die bis zu 75 Kilometer fliegende M-75 soll auf iranischer Technologie (Fadschr-5) basieren.
Inmitten des neu aufgeflammten Konfliktes zwischen Hamas und der israelischen Armee präsentierten die Milizen mittlerweile in Gaza in einem über das Internet verbreiteten Video ihre Kampfdrohne, der Shehab heißt. Drohnenexperten wie Nick Waters und andere haben auf enge Strukturparallelen zwischen der Shehab- und der iranischen Ababil-Kampfdrohne hingewiesen, meldet die Jerusalem Post (JPost).
Esmail Qaʾani, Chef der iranischen Quds-Elite-Einheit und Nachfolger des von den USA ermordeten Generals Qassem Soleimani, sprach am Samstag in einem Telefonat mit dem Leiter des politischen Büros der Hamas Ismail Haniyya. Laut einer Erklärung der Hamas diskutierten beide Seiten die jüngsten Entwicklungen im Gazastreifen und die militärischen Fähigkeiten der Palästinenser in dem aktuellen Konflikt, berichtet Press TV.
Die JPost berichtet unter Berufung auf israelische Geheimdienstinformationen von mindestens 13.000 Raketen im Vorrat der palästinensischen Milizen. Darunter seien mehr als ein Dutzend verschiedene Modelle – von vergleichsweise kleinen Kassam-Raketen mit einer Reichweite, die vor allem Städte wie Sderot entlang der Grenze bedrohen, bis hin zu Modellen wie M302, Khaibar-1 oder A-120, die weite Teile des Landes erreichen können.
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