Blendgranaten, Gummigeschosse und Tränengas wurde gegen steinwerfende Palästinenser von israelischen Sicherheitskräften eingesetzt. Dutzende Menschen wurden allein am Montag bei den Zusammenstößen verletzt.
"Was in Scheich Dscharrah geschieht, ist eine willkürliche kollektive Vertreibung einer großen Gruppe von Menschen, die mehr als 500 Menschen zählt. Sie (Israel) wollen unsere Nachbarschaft verwüsten und (jüdische) Siedler an unsere Stelle setzen. Das ist es, was in Scheich Dscharrah vor sich geht," sagt die Palästinenserin Muna Kurd, der die Zwangsräumung zusammen mit ihrer Familie droht.
Hunderte Palästinenser und arabische Israelis demonstrieren schon seit dem 3. Mai auf den Straßen Jerusalems. Sie protestieren gegen den Entschluss des israelischen Bezirksgerichts, mehrere palästinensische Familien aus ihren Häusern im Ortsteil Scheich Dscharah zu vertreiben. Die Juden, die darauf Anspruch erheben, sollen das Land vor 1948 besessen und bebaut haben.
Die Richtigkeit der Dokumente, mit der diese Behauptungen nachgewiesen werden, wird von den Anwälten, die die palästinensischen Einwohner vertreten, bestritten. Eine ursprünglich für Montag angesetzte Anhörung des Rechtsstreits zwischen den Siedlern und den palästinensischen Familien ist nach Auskunft des Gerichts verschoben worden. Eine neue Sitzung soll innerhalb von 30 Tagen einberufen werden.
#Die Proteste treffen auf die israelischen Feierlichkeiten zum Jerusalem-Tag. Hier wurde der arabische Ostteil Jerusalems, einschließlich der Altstadt, während des Sechstagekriegs 1967 erobert. Für Juden wie Muslime sind die dort vorhandenen religiösen Stätte, der Felsendom auf dem Tempelberg sowie die Al-Aqsa-Moschee, von großer Bedeutung. Beide sind das Epizentrum des Konflikts und waren schon in der Vergangenheit Auslöser israelisch-palästinensischer Gewalt.
Aus Sorge vor weiteren schweren Zusammenstößen entschloss die israelische Polizei am Montag, den geplanten Flaggenmarsch, an dem größtenteils israelische Nationalisten teilnehmen, zu verbieten. Die Nationalisten wollten durch das Damaskustor der Altstadt, durch das muslimische Viertel zur Klagemauer marschieren, der heiligsten Bet-Stätte der Juden.
Auf einer Sondersitzung des Kabinetts am Sonntag anlässlich des Jerusalem-Tages versprach Israels Ministerpräsident Benjamin Nethanjahu, "Recht und Ordnung entschlossen und verantwortungsvoll durchzusetzen". "Wir lehnen auch den Druck, nicht in Jerusalem zu bauen, mit Nachdruck zurück. Leider nimmt dieser Druck in letzter Zeit zu. Ich sage sogar unseren besten Freunden: Jerusalem ist die Hauptstadt Israels, und wie jede Nation ihre Hauptstadt aufbaut, behalten wir uns auch das Recht vor, in Jerusalem zu bauen und Jerusalem aufzubauen. Das haben wir getan und das werden wir tun."
Was die palästinensischen Bewohner und die Gruppen, die sich mit ihnen solidarisieren, auf der anderen Seite tun werden, ist weiterzukämpfen. Denn für sie geht es um weit mehr als nur um einen Kampf um Immobilien.
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