Rolle ausländischer Geheimdienste: Jordanien verhängt Nachrichtensperre zum Putschversuch

Jordaniens Königshaus ist bemüht, jegliche Berichterstattung über den mutmaßlichen Putschversuch zu unterbinden und zu verbieten. Viele Nahost-Experten halten die Verstrickungen des Nachbarlandes Saudi-Arabien beim jüngsten Putschversuch für denkbar.

Der Generalstaatsanwalt von Jordanien hat die Veröffentlichung jeglicher Informationen im Zusammenhang mit dem jüngsten Putschversuch verboten. Die Veröffentlichung jedweder Nachrichten über Prinz Hamsa sei unter Strafandrohung verboten, hieß es in einer vom jordanischen Staatsfernsehen in Amman verbreiteten Erklärung des Generalstaatsanwalts Hassan al-Abdallat:

"Um die Ermittlungen der Sicherheitsdienste gegen Prinz Hamsa und die anderen geheim zu halten, ist die Veröffentlichung von allem, was mit dieser Untersuchung zusammenhängt, von nun an verboten."

Dies betreffe sämtliche audiovisuellen Medien sowie Internet-Netzwerke und auch Fotos und Videos von und zu dem Putschversuch. Die jordanische Regierung beschuldigte Prinz Hamsa am Wochenende, an einer Verschwörung beteiligt gewesen zu sein, und stellte ihn unter Hausarrest.

Dem 41-Jährigen und seinen mutmaßlichen Mitverschwörern wird vorgeworfen, mit ausländischen Kräften zusammengearbeitet zu haben, um Jordaniens Stabilität und "Sicherheit zu untergraben". Mindestens 16 weitere Menschen wurden festgenommen.

Jordaniens Außenminister Ayman as-Safadi sagte am Sonntag, dass Hamsa und andere Verdächtige, die seit einiger Zeit unter Beobachtung standen, "mit einem ausländischen Regime" über "eine Verschwörung zur Untergrabung der Sicherheit" des Königreichs verhandelt hätten. Er fügte hinzu, dass ein ausländischer Geheimdienst am Samstag Hamsas Frau kontaktiert hätte, um ein Flugzeug für das Paar zu organisieren. Damit sollte Jordanien verlassen werden, meldete Press TV, ohne näher darauf einzugehen.

In dem veröffentlichten Dokument versichert inzwischen Hamsa, er werde "dem Erbe" seiner Vorfahren und "seiner Majestät" König Abdullah II. "treu bleiben".

Viele Nahost-Experten halten Verstrickungen von Nachbarländern wie Saudi-Arabien und Israel für möglich. Denn bei einer der festgenommenen ranghohen Personen handelt es sich um Sharif Hassan Bin Zaid, der ebenfalls der Königsfamilie angehört und der lange Jordaniens Gesandter in Saudi-Arabien war. Der andere prominente Festgenommene, Bassem I. Awadallah, war als Finanzminister und Chef des königlichen Hofes ein Vertrauter des Königs. Er soll zuletzt dem mittlerweile "prominenten" saudischen Kronprinzen Mohammed Bin Salman als Berater gedient haben, berichtet auch die FAZ.

Jordanien stellte sich in letzter Zeit insbesondere nicht klar genug hinter die Wünsche aus Riad, sondern strebt eine auf Ausgleich basierte Außenpolitik an, die auch gute Kontakte zu Katar und Iran pflegt. Jordanien hieß auch seinerzeit den sogenannten "Deal des Jahrhunderts", der von Israel und den USA als Vorschlag für eine "friedliche Lösung" des Palästina-Israel-Konfliktes vorgelegt worden war, keineswegs gut. Seit 2019 wäre König Abdullah II. auch unter Druck gesetzt worden, seine Rolle als Hüter der heiligen islamischen Stätten in Jerusalem (also der Al-Aqsa-Moschee) an Saudi-Arabien abzutreten. Jerusalem ist und bleibt jedoch für das jordanische Königshaus ein wichtiger Faktor seiner Legitimität.

König Abdullah II. bin al-Hussein, der den Thron 1999 nach dem Tod seines Vaters König Hussein bestieg, hatte seinen Halbbruder Hamsa zunächst zum Kronprinzen gemacht. 2004 widerrief er dies jedoch und machte seinen eigenen Sohn Hussein zum Thronfolger.

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