Saudi-Arabien hat eine sofortige Waffenruhe als Teil einer neuen Friedensinitiative für das Bürgerkriegsland Jemen vorgeschlagen. Die Waffenruhe könnte in Kraft treten, sobald die jemenitischen "Huthi-Rebellen" ihr zustimmten, sagte der saudische Außenminister Faisal bin Farhan Al Saud am Montag in Riad.
Ziel der Initiative seien Gespräche über eine umfassende politische Lösung für den Konflikt, erklärte bin Farhan. "Ich rufe Jemens Regierung und die Huthis auf, die Initiative zu akzeptieren." Die Ansarollah-Bewegung (wie die "Huthis" eigentlich heißen) reagierte ablehnend. Saudi-Arabien müsse seine Aggression einstellen sowie die Blockade beenden und Ideen vorbringen, die bereits früher diskutiert worden seien, sagte Anasrollah-Sprecher Mohammed Abdul Salam. Jede Initiative, die die humanitäre Frage unbeachtet lasse, sei nicht ernst gemeint.
Das Mitglied des Obersten Revolutionsrates im Jemen Mohammed Ali al-Huthi, der zu den mächtigsten Führern der Huthi-Bewegung gehört, nahm ebenfalls Stellung zur saudischen Initiative. Anstatt einen Waffenstillstandsplan einzuführen, erwarte die jemenitische Nation einen ernsthaften Schritt der USA und Saudi-Arabiens zur Aufhebung der Aggression und Belagerung des Landes. "Sie hätten ihre Ernsthaftigkeit für die Herstellung des Friedens unter Beweis stellen müssen, indem sie zugelassenen Schiffen erlaubt hätten, im Hafen von Hudaida anzulegen", schrieb al-Huthi auf Twitter.
Die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage im Land und die Belagerung durch die von Saudis geführte Koalition, vor allem des Hafens Hudaida, hatte zu einer dramatischen humanitären Lage geführt, die sich durch den Ausbruch von COVID-19 noch weiter verschlimmerte. Die saudische Regierung sieht sich wegen der Bombardierung ziviler Ziele und der Blockade von Flughäfen und Häfen längst mit massiver Kritik der internationalen Gemeinschaft konfrontiert.
Fast 80 Prozent der etwa 30 Millionen Menschen im Jemen sind auf ausländische Hilfe angewiesen, da große Teile des Landes durch die sechsjährige Gewalt zerstört wurden. Dieser Krieg hat zu der von den Vereinten Nationen als schlimmste humanitäre Krise der Welt bezeichneten Katastrophe geführt.
Bei Luftangriffen der arabischen Militärkoalition nahe Jemens Hauptstadt Sanaa sind am Montag mindestens acht Zivilisten getötet worden. Dabei sollen mehrere von der Ansarollah-Bewegung kontrollierte Waffenlager explodiert sein. Augenzeugen berichteten, wie nach den Explosionen Geschosse und Splitter auf ein Viertel östlich von Sanaa niedergegangen waren und dort mehrere Zivilisten getroffen hatten.
Die Vereinten Nationen erklärten, die jüngsten Luftangriffe hätten auch auf den von Ansarollah kontrollierten Hafen von Salif nördlich von Hudaida abgezielt. Zwei Bomben hätten dabei ein Lagerhaus und die Wohnräume einer Lebensmittelproduktionsfirma getroffen. Jeder Angriff auf den Hafen von Salif verstößt gegen das Stockholmer Abkommen von 2018, wonach der Hafen Teil einer von den Vereinten Nationen vermittelten neutralen Zone am Roten Meer ist, berichtete Al Jazeera. Das von Ansarollah kontrollierte Ministerium für Handel und Industrie erklärte, Angriffe auf den Hafen seien Teil des "Wirtschaftskrieges gegen das jemenitische Volk".
Der in Sanaa ansässige Fernsehsender Al Masirah berichtete auch von anderen Luftangriffen in Marib, bei denen in den letzten Monaten heftige Kämpfe im Rahmen einer Ansarollah-Offensive gegen die gasproduzierende Region stattgefunden haben. Unterdessen führten saudische Kampfflugzeuge am frühen Dienstag eine Reihe von Luftangriffen gegen zivile Strukturen im gesamten Jemen durch, so Press TV.
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