Israel soll sich bereit erklärt haben, eine unbekannte Anzahl russischer COVID-19-Impfstoffdosen Sputnik V für die Verwendung in Syrien zu bezahlen. Das sei Teil eines Abkommens zur Rückkehr einer israelischen Frau, die vom syrischen Staat nach einem Grenzübertritt vor zwei Wochen festgehalten wurde. Die in London ansässige arabische Zeitung Asharq al-Awsat (AAA) berichtete zuerst von einer angeblichen Geheimklausel in einer Abmachung zwischen Israel und Syrien, die unter russischer Vermittlung zustande gekommen sein soll. Der Bericht stütze sich auf "informierte Kreise".
Im Rahmen eines Gefangenenaustauschs mit Syrien unter russischer Vermittlung ist in der Nacht zum Freitag eine Israelin freigelassen worden. Die 25-Jährige war in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar über das Hermon-Bergmassiv nach Syrien gelangt und wurde dort festgenommen. Die syrischen Sicherheitsdienste vermuteten zunächst, dass die Frau eine israelische Agentin sein könnte, weil sie offenbar gezielt einen Abschnitt für den Grenzübertritt benutzt hatte, der weder durch die ansonsten installierten elektronischen Zaunanlagen noch durch Überwachungskameras gesichert war. Wie sich aber herausstellte, kündigte die Frau bereits auf Facebook ihre Pläne an und schrieb dabei unter anderem, dass sie auch "kein Zaun stoppen kann", wie der israelische Sender Channel 13 News berichtete.
Außerdem habe die Frau laut israelischen Behörden schon mehrere Male versucht, auf illegalem Wege Grenzen zu passieren. Zweimal habe sie versucht, in den Gazastreifen einzudringen, und einmal wollte sie es über den Jordan ins benachbarte Königreich Jordanien schaffen. Bis zum erfolgreichen Übertritt nach Syrien scheiterten zuvor aber alle ihre Versuche, weil sie stets von israelischen Sicherheitskräften abgefangen worden war.
Russland schaltete sich ein, um zwischen Syrien und Israel zu vermitteln. Israel hatte im Rahmen dieses Austausches zwei Schäfer aus Syrien, die die Grenze überquert hatten, in ihre Heimat zurückkehren lassen. Syrien bestätigte die Freilassung der beiden syrischen Gefangenen. Israel hatte auch als weiteren Teil des Abkommens eine drusische Bewohnerin der von Israel völkerrechtswidrig kontrollierten Golanhöhen begnadigt. Nihal al-Maqt sagte unlängst dem syrischen Fernsehsender Al-Ikhbariya Syria (Syrian News Channel), sie sei aus dem Hausarrest entlassen worden, zu dem sie im Jahr 2017 wegen Aufwiegelung verurteilt worden war.
Die Berichte über eine angebliche geheime Klausel als Teil des Abkommens über den Gefangenenaustausch sorgten in den letzten Tagen für Aufsehen in den israelischen Medien. "Die Israelis sind wütend, dass mit ihren Steuergeldern Impfstoffe für den Feind finanziert werden", kommentierte The Jerusalem Post.
Die syrische Regierung wies den Bericht jedoch als Lüge zurück und behauptet in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung in der staatlichen Nachrichtenagentur SANA, dass die Veröffentlichung dieses vermeintlichen Details im Abkommen ein Versuch sei, Israel als ein humanes Land darzustellen.
Laut der Times of Israel sei die Nichtveröffentlichung dieser angeblichen Geheimklausel die direkte Folge einer russischen Forderung als Teil der Abmachungen gewesen, die Russland vermittelt hatte. Die Zeitung behauptet unter Berufung auf Channel 12, Israel hätte am Freitag versucht, Moskau davon zu überzeugen, die Geheimhaltung dieser Passage in dem Deal aufzuheben, diese Forderung wäre aber von der russischen Seite abgelehnt worden.
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