Kurdische Behörden planen Freilassung von Syrern aus Lager für IS-Familien

Behörden im Nordosten Syriens haben am Montag mitgeteilt, dass bis zu 15.000 syrische Gefangene aus dem überfüllten al-Hol-Lager im Nordosten Syrien, in dem Vertriebene und Familien mutmaßlicher IS-Kämpfer untergebracht sind, entlassen werden sollen.

Tausende syrische Gefangene sollen aus dem Lager al-Hol entlassen werden, wie Behörden im Nordosten Syriens in dieser Woche ankündigten.

Viele der Gefangenen gelten als Familien von IS-Kämpfern, darunter Frauen, von denen sich einige aktiv am Kampf für das selbst ernannte IS-Kalifat beteiligt haben. Andere waren unbeteiligt und sind zusammen mit den Dschihadisten geflohen.

"Syrische Staatsangehörige werden das al-Hol-Lager verlassen, und nur Ausländer werden bleiben", teilte Riad Darar, der Co-Vorsitzende des Syrian Democratic Council (SDC) am Montag mit.

"In al-Hol gibt es syrische Verwandte von IS-Kämpfern, und auch sie werden freigelassen", mit Garantien ihrer Familien, sagte Darar der Nachrichtenagentur AFP.

Syrische IS-Kämpfer, die derzeit von den kurdischen Behörden in Gefängnissen im Nordosten Syriens festgehalten werden, werden laut der Syrian Democratic Forces (SDF) nicht in die pauschale Freilassung einbezogen.

Badran Jia Kurd, Vizepräsident der von den Kurden geführten Behörde, die die SDF-Region leitet, sagte, dass einige Syrer das Lager bereits verlassen hätten und dass der Prozess beschleunigt werde. Damit solle die Belastung des Lagers verringert und Maßnahmen zur Eindämmung der Sicherheitsvorfälle verbessert werden, die seiner Meinung nach zugenommen hätten.

"Das al-Hol-Lager ist eine große Belastung für die kurdische Verwaltung", betonte Darar.

"Das Lager Hol ist eine schwere Last", sagte auch Ilcham Ahmed vom Syrischen Demokratischen Rat (SDC) und betonte, die örtliche Verwaltung sei "nicht verpflichtet, exorbitante Summen zu zahlen, um diese Menschen mit Lebensmitteln und anderen Dingen zu versorgen, ganz zu schweigen von den Problemen, die täglich auftreten, darunter Morde, Vergewaltigungen und so weiter".

Kurdische Führer haben wiederholt davor gewarnt, dass die Kämpfer des Islamischen Staates und ihre Familien eine Sicherheitsbedrohung darstellen und dass sie die Ausländer nicht unbegrenzt festhalten können.

Medienberichten zufolge haben IS-Frauen versucht, ihre eigenen Regeln im Lager durchzusetzen, und haben jene bestraft, die sich nicht daran hielten. Eine unbekannte Zahl ist bereits entkommen. Die SDF klagt seit Langem darüber, dass ihr die finanziellen Mittel fehlen, um al-Hol und andere Lager dauerhaft zu unterhalten.

Viele Regierungen haben jedoch gezögert, ihre Bürger in die Heimat zurückzuführen, weil sie in ihnen ein Sicherheitsrisiko sehen. Die USA sagten letzte Woche, dass alle bekannten US-Amerikaner, die mutmaßlich den Islamischen Staat unterstützen und in Syrien festgehalten wurden, zurückgeführt worden seien und forderten europäischen Länder auf, ebenfalls Verantwortung für ihre Bürger zu übernehmen.

Allein im Lager al-Hol sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen etwa 65.000 Menschen untergebracht, darunter etwa 28.000 Syrer, 30.000 Iraker und etwa 10.000 weitere Ausländer vieler Nationalitäten. Darunter befinden sich nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) fast 40.000 Kinder aus mehr als 60 Ländern.

Laut Jia Kurd könnten etwa 15.000 von den schätzungsweise 28.000 Syrern im al-Hol-Lager, die aus den hauptsächlich arabischen Gebieten Raqqa und Deir ez-Zor stammten, zurückkehren, wenn sie dies wünschten.

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