Taliban-Angriffe in Afghanistan überschatten Friedensbemühungen

Nur einen Tag nach dem Überfall auf die nordafghanische Stadt Kundus haben die Taliban eine weitere Provinzhauptstadt angegriffen. Während Kundus wieder unter Kontrolle der Sicherheitskräfte ist, sollen die Kämpfe in Pul-e Chumri weiter anhalten.

Massive Überfälle der radikalislamischen Taliban auf zwei Provinzen in Afghanistan haben am Wochenende die Bemühungen um eine politische Lösung des seit fast 18 Jahren andauernden Konflikts überschattet. Bei einem Angriff auf die Provinzhauptstadt Pul-e Chumri wurden am Sonntag mindestens sieben Menschen getötet. Mindestens 45 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte ein Vertreter der Gesundheitsbehörde der Provinz Baghlan am Sonntag. Die Opfer seien Angehörige der Sicherheitskräfte sowie Zivilisten.

Einen Tag zuvor hatten Hunderte Taliban-Kämpfer die nordafghanische Stadt Kundus überfallen. Nach Angaben des Innenministeriums vom Sonntag wurden bei den Kämpfen um Kundus und einem Selbstmordanschlag am Samstagabend im Zentrum der Stadt mindestens 25 Menschen getötet. Zwanzig der Getöteten seien Sicherheitskräfte und fünf Zivilisten. Weitere mindestens 85 Zivilisten und Sicherheitskräfte seien verletzt worden.

Die Angriffe erfolgten während den laufenden Bemühungen zwischen den Taliban und den USA, den jahrelangen Konflikt politisch beizulegen. Am Sonntagmorgen schrieb der US-Sondergesandte für Afghanistan Zalmay Khalilzad auf Twitter, man stehe inzwischen an der Schwelle zu einem Abkommen mit den Taliban.

Mehreren Provinzräten zufolge begann der zweite Angriff gegen 1.00 Uhr nachts (Ortszeit). Die Taliban hätten die Gebiete Band-e Du und Saman Chel in der Stadt eingenommen. Die Kämpfer hätten sich in Häusern verschanzt und Gefechte mit den Sicherheitskräften geliefert. Auch ein großer Kontrollposten wurde angegriffen.

Am Sonntagabend seien die Kämpfe etwas abgeflaut, weiterhin würden sporadisch Gefechte aufflammen, sagte der Provinzrat Hajatullah Wafa. Das Gebiet Band-e Du sei noch nicht vollständig wieder in der Hand der Sicherheitskräfte. Auch die Überlandstraßen aus der Stadt in Richtung Süden nach Kabul und in Richtung Norden nach Kundus seien weiterhin vollständig von den Taliban blockiert. Die Straßen seien leer.

Pul-e Chumri ist die Hauptstadt der Provinz Baghlan. In der Provinz hat sich in den vergangenen Monaten die Sicherheitslage zunehmend verschlechtert. Auch in Pul-e Chumri selbst gab es in diesem Jahr bereits mehrmals Gefechte mit Taliban. In vielen Gebieten rund um die Stadt haben die Islamisten eine starke Präsenz.

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(dpa/rt deutsch)