Protest aus Tokio: Russlands Premierminister Medwedew besucht von Japan beanspruchte Kurilen-Insel

Russlands Premierminister Medwedew ist erstmalig seit 2015 auf eine russische Insel nördlich von Hokkaidō gereist, welche Japan für sich beansprucht. Die Regierung Tokios bat Moskau, die Reise abzusagen. Noch immer fehlt es an einem Friedensabkommen bezüglich des Kurilen-Archipels.

Zum vierten Mal reist der russische Premierminister Dmitri Medwedew nach Iturup, wie die größte russische Insel nördlich der japanischen Insel Hokkaidō genannt wird. Die Insel, die von den Japanern als Etorofu bezeichnet wird, gehört zu den südlichen Kurilen. Für die Regierung Japans ist sie Teil der sogenannten "Nördlichen Territorien". Die Japaner werfen Russland vor, sich dieser Ende des Zweiten Weltkrieges illegal angenommen zu haben. 

Dem Gesuch Tokios, die Reise abzusagen, erteilte Medwedew eine Absage und betonte, dass es sich um russisches Territorium handle. Jede Reise eines russischen Vertreters auf eine der Kurilen-Inseln zog bisher einen formellen Protest der japanischen Seite mit sich.

Die Gespräche zwischen Japan und Russland um die von beiden Seiten beanspruchten Inseln liegen derzeit brach. In der japanischen Presse wird der Besuch des russischen Premierministers als Demonstration der russischen Kontrolle über die Inseln gewertet. Medwedew plant, sich ein Bild von der Infrastruktur und einer Fabrik für die Verarbeitung von Meeresfrüchten zu machen. Im Jahr 2003 lebten rund 7.500 Menschen auf Iturup. Ursprünglich wurde die Insel von der indigenen Bevölkerungsgruppe der Ainu bewohnt. Im 18. Jahrhundert gab es bereits die ersten russischen Siedlungen sowie eine japanische Garnison. 

Am Rande der Wirtschaftskonfrenz in Wladiwostok im kommenden Monat wird sich der japanische Premierminister Shinzō Abe mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen. Bisher fehlt ein Friedensvertrag zwischen Russland und Japan bezüglich des Kurilen-Archipels.