Mufti in Kaschmir: "Indische Muslime sollten wegen Diskriminierung eigenes Land fordern"

Nasir ul Islam, stellvertretender Mufti von Jammu und Kaschmir, fordert einen eigenen Staat für indische Muslime. Begründung: "Diskriminierung gegen Muslime in Indien". Seiner Meinung nach muss sich Neu-Delhi aus der Region früher oder später zurückziehen.

Nasir ul Islam ist ein umstrittener Mann. Im Jahr 2012 erließ er eine Fatwa gegen vier Priester, denen er Zwangskonvertierungen von Jugendlichen aus Kaschmir vorwarf. Vor ihm war bereits sein Vater Baschir Ud-Din Großmufti. Nasir ul Islam erklärte während einer Pressekonferenz: 

Indien bewegt sich auf dem Pfad der Intoleranz. Muslime werden auf verschiedenste Arten schikaniert. 

Eines Tages sollte Indien Kaschmir verlassen: 

Indien ist ein Besatzer Kaschmirs. Kaschmiris lassen sich nicht mehr in die Irre führen. Es wird sich früher oder später zurückziehen müssen. 

Seit der Teilung Indiens durch die Briten im Jahr 1947 gibt es Unruhen in der Region. Der von der UN erreichte Frieden durch eine Aufteilung Kaschmirs in einen indischen und einen pakistanischen Teil währte nur kurz. Die als "Kaschmir-Intifada" bezeichnete zivile Widerstandsgruppe wehrt sich seit 2008 gegen die indische Präsenz und kämpft für die Unabhängigkeit.

Dem Konflikt in der Region sind seit den 1980er Jahren mindestens 70.000 Menschen zum Opfer gefallen, 8.000 verschwanden ohne jede Spur. In Indien hingegen sind über 60.000 Familien als Kaschmir-Flüchtlinge registriert, die der Gewalt gegen Hindus in der Unruheprovinz entgehen wollten. Eine Rückkehr in das Konfliktgebiet ist für sie bisher nicht möglich.

In Kaschmir gibt es derweil auch immer mehr Moscheen, die Unterstützung durch die wahhabitische Bewegung aus Saudi-Arabien erhalten und einen radikalen Islam predigen. Gewalttätige Übergriffe gegen Muslime in anderen Teilen Indiens werden in Kaschmir instrumentalisiert, immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen Muslimen und indischen Sicherheitskräften. 

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