China: Kritik an "anstößiger" Benennung eines japanischen Hubschrauberträgers

Die kreative Umdeutung und ein salopper Umgang mit der Geschichte scheint nicht nur in Europa zum neuen Trend zu werden. Nun hat auch Japan einen neuen Hubschrauberträger vorgestellt, der eines der größten Kriegsschiffe des Landes seit Ende des Zweiten Weltkrieges sein soll. Dessen Name hat nun aber eine heftige Kontroverse ausgelöst, da das Schiff den gleichen Namen tragen soll wie eines, das an den Angriffen auf Pearl Harbor im Jahre 1941 teilgenommen hatte.
Der Hubschrauberträger „Kaga“ wurde jüngst im Marinehafen von Yokohama präsentiert und soll Sputniknews zufolge im März 2017 für den Einsatz freigegeben werden. Das 24.000 Tonnen schwere Schiff ist das zweite und letzte seiner Klasse nach dem im August 2013 vorgestellten und erstmals im März 2015 in den japanischen Meeresselbstverteidigungsstreitkräfte (JMSDF) zum Einsatz gekommen Hubschrauberträger „Izumo“. Offiziell heißt es, „Kaga“ ist nach der gleichnamigen japanischen Provinz benannt. Allerdings gibt es dennoch kritische Töne zu dieser Namensfindung, denn auch im zweiten Weltkrieg verfügte Japan über einen Flugzeugträger dieses Namens. Der Original-Flugzeugträger Kaga nahm an den Bombenangriffen auf Chinas Ostküste und die Städte Shanghai und Nanjing teil. Später war es Teil der Marineeinheit, die im Dezember 1941 Pearl Harbor angegriffen hatte. Das Schiff wurde im Juni 1942 während der Seeschlacht von Midway von der US Navy versenkt. Vor allem China ist indigniert über die Benennung, sie wird als anstößig empfunden und die chinesischen Medien erinnerten an die Bombenangriffe, die vom ursprünglichen Kriegsschiff „Kaga“ ausgingen. Der Name könnte „als Symbol eines wieder erwachten Militarismus aufgefasst“ werden, so chinanews.com. Chinesische Medien berichten zudem, dass der andere neue japanische Hubschrauberträger „Izumo“ ebenfalls einen kontroversen Vorgänger hat. Ein Marinekreuzer, der den japanischen Truppen bei der Einnahme Shanghais während des chinesisch-japanischen Krieges im Jahre 1937 Artillerieunterstützung gegeben hatte, trug diesen Namen. Aus Japan hieß es hingegen, die primären Aufgaben der beiden modernen Helikopter seien friedlich, so sollen sie unter anderem bei Operationen im Bereich der humanitären Hilfe und im Katastrophenschutz zum Einsatz kommen. Allerdings bestätigten japanische Beamte, dass die Schiffe auch im Anti-U-Boot-Einsatz gebraucht werden können. Die Schiffe „erhöhen unsere Fähigkeit, chinesische U-Boote anzusprechen, die mittlerweile wesentlich schwieriger zu orten sind“, äußerte im März ein Beamter der JMSDF gegenüber der Zeitung Asahi Shimbun. Japan bestreitet alle Vorwürfe, die Hubschrauberträger benutzen zu wollen, um gemeinsam mit einigen seiner Nachbarländer fremden Truppen die Stationierung ihrer Flugzeuge zu erlauben, und erklärt, die Konfiguration der Schiffe erlaube es, eigenen Flugzeugen als Träger zu dienen. Die Hubschrauberträger werden eigentlich als Angriffswaffen betrachtet, die nach der japanischen Verfassung verboten sind. Neben Kaga und Izumo verfügt die japanische Navy noch über zwei 18.300 Tonnen schwere Hubschrauberträger der Hyuga-Klasse.