China über Verlängerung des Wehrdienstes in Taiwan: Junge Leute werden zum Kanonenfutter

China kritisiert Taiwans Beschluss, die Wehrpflicht von vier auf zwölf Monate zu verlängern. Während Taipeh den Schritt mit der Bedrohung der Unabhängigkeit der Inselrepublik rechtfertigt, sieht man in Peking darin eine Kriegsvorbereitung und macht sich Sorgen um junge Leute auf Taiwan.

Die Regierung in Taipeh hat beschlossen, den für taiwanische Männer obligatorischen Wehrdienst von bisher vier Monaten auf nunmehr ein ganzes Jahr zu verlängern. Die Präsidentin Tsai Ing-wen verteidigte diesen "schwierigen" Schritt mit der angeblich zunehmenden Bedrohung durch Peking. Es liege daher in ihrer Verantwortung, das Überleben Taiwans zu sichern. Solange der Inselstaat stark genug sei, werde er die Heimat von Demokratie und Freiheit in der ganzen Welt sein und nicht zu einem Schlachtfeld werden, sagte sie zugleich als die Vorsitzende der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) bei einem Pressebriefing am Dienstag. Die Wehrpflichtigen würden unter anderem im Umgang mit Flugabwehrraketen des Typs Stinger geschult. Die Politikerin kündigte auch eine bessere Bezahlung für die Wehrdienstleistenden an.

Am Mittwoch verurteilte das Büro für Taiwan-Angelegenheiten beim Staatsrat der Volksrepublik China diese Entscheidung. Bei einer Pressekonferenz wurde der Behördensprecher Chen Binhua gebeten, die jüngsten Protestaktionen gegen die Verlängerung des Wehrdienstes auf der Insel zu kommentieren. Chen zufolge hätten sich die DPP-Behörden taub gestellt und die Sorgen der jungen Leute und von deren Eltern einfach ignoriert. Das Versprechen der DPP, junge Menschen nicht auf das Schlachtfeld zu schicken, habe nur dazu dient, die Wählerschaft zu täuschen.

Der hochrangige Beamte warf der Regierung in Taipeh vor, sich mit ausländischen Kräften zu verschwören und die Unabhängigkeit mit Gewalt erkämpfen zu wollen. Dies werde aber nur die Instabilität in der Formosastraße verschärfen, der Sicherheit und dem Wohlstand der Bevölkerung auf der Insel schaden und die Zukunft der taiwanischen Jugend untergraben.

"Ist es nicht bloß eine Kriegsvorbereitung, um die taiwanische Jugend auf das Schlachtfeld zu werfen und als Kanonenfutter für die 'Unabhängigkeit Taiwans' einzusetzen?"

Chen betonte, immer mehr Menschen auf der Insel würden erkennen, dass das Streben nach der sogenannten Unabhängigkeit von China Krieg bedeute.

Die Verlängerung der Wehrpflicht in Taiwan war bereits im Dezember 2022 angekündigt worden. Die neue Regelung wird im Jahr 2024 in Kraft treten.

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