Gut zehn Monate nach den blutigen Unruhen in Kasachstan mit mehr als 200 Toten wählt die erdöl- und erdgasreiche ehemalige Sowjetrepublik einen neuen Präsidenten. Die vorgezogene Wahl findet nach einer Verfassungsänderung statt, laut der der Staatschef sein Amt nur einmal und höchstens sieben Jahre lang bekleiden darf. Der jetzige Amtsinhaber Qassym-Schomart Toqajew tritt somit zum letzten Mal an. Sein Sieg gilt als sicher.
Am Sonntagmorgen gab Toqajew seine Stimme in Astana ab. Nach dem Urnengang sprach er mit Journalisten. Dabei schilderte der 69-jährige Politiker, wie das zentralasiatische Land unter den heutigen Umständen seine Beziehungen in der internationalen Arena gestalten sollte. Der Präsident plädierte für eine Multi-Vektor-Außenpolitik, bei welcher mit prinzipiell allen Staaten gute Beziehungen angestrebt werden. Er betonte, dass Kasachstan seine staatliche Souveränität stärken sollte.
"In Anbetracht unserer geopolitischen Position sowie der Tatsache, dass in unsere Wirtschaft mehr als 500 Milliarden US-Dollar investiert worden und auf unserem Markt globale Unternehmen tätig sind, haben wir die Pflicht, eine Multi-Vektor-Außenpolitik durchzusetzen, wie man heutzutage sagt."
Ende Oktober hatte Toqajew bekannt gegeben, dass seine Regierung in den kommenden Jahren ein Netzwerk von Handelszentren entlang der Grenzen zu Russland, China und anderen zentralasiatischen Staaten aufbauen will. Der Politiker betonte außerdem mehrmals, dass Astana weiterhin seine Kontakte zum verbündeten Moskau, seine strategische Partnerschaft mit China und seine umfassende Zusammenarbeit mit den anderen brüderlichen Staaten in Zentralasien entwickeln werde.
In seinem Wahlprogramm formulierte der Präsident als Hauptziel den Aufbau eines gerechten Kasachstan. Zudem solle der jetzige außenpolitische Kurs mit dem Schutz der nationalen Interessen und der Stärkung einer gegenseitig vorteilhaften Kooperation mit allen daran interessierten Staaten fortgesetzt werden. Toqajew versprach, sich in der internationalen Arena für Frieden und Sicherheit einzusetzen.
Zur Wahl sind rund zwölf Millionen Menschen aufgerufen. Bislang verläuft die Abstimmung ruhig. Bis Mittag Ortszeit gaben 38,5 Prozent der wahlberechtigten Bürger ihre Stimme ab.
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