Infolge der andauernden Hitzewelle in China sind mehrere Flüsse ausgetrocknet, einschließlich Teile des Jangtsekiangs, kurz Jangtse. Dies beeinträchtigt die dort angesiedelten Wasserkraftwerke erheblich. Die Schifffahrt auf der Wasserstraße wurde bereits gestoppt. Außerdem legte der fallende Wasserstand im Jangtse eine überflutete Insel mit drei buddhistischen Statuen, die 600 Jahre alt sein sollen, in der südwestlichen Stadt Chongqing frei, so die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.
Am Freitag hatte Peking eine landesweite Dürrewarnung herausgegeben, da diese anhaltende und schwere Hitzewelle im dicht besiedelten Südwesten Chinas voraussichtlich bis September andauern wird, berichtete die britische Zeitung The Guardian.
Der Wasserverlust in Chinas umfangreichem Wasserkraftsystem führte zu einer "ernsten Situation" in der Provinz Sichuan, die mehr als 80 Prozent ihrer Energie aus Wasserkraft bezieht. Die Behörden der Provinz erklärten am Sonntag, die Situation sei auf dem höchsten Niveau einer "besonders ernsten Gefahr", wobei der Wasserfluss in den Wasserspeicher von Sichuan um die Hälfte gesunken sei. Inzwischen ist die Nachfrage nach Strom in diesem Sommer um 25 Prozent gestiegen, berichteten lokale Medien.
Vergangene Woche hat die Provinz Sichuan sowohl die Stromversorgung für Tausende Fabriken ausgesetzt oder eingeschränkt als auch den Stromverbrauch an öffentlichen Orten rationiert. Die Unternehmen Toyota, Foxconn, Volkswagen und Tesla haben die Produktion in einigen Fabriken vorübergehend ausgesetzt. Die größte englischsprachige Tageszeitung Hongkongs South China Morning Post berichtete am Sonntag, dass die Wiederaufnahme der Produktion in dieser Woche auf Eis gelegt wird.
Der Jangtse ist der drittgrößte Fluss der Welt, die wichtigste Wasserstraße der chinesischen Wirtschaft und ist somit auch für die globale Lieferkette von entscheidender Bedeutung. Zudem versorgt der Fluss mehr als 400 Millionen Menschen mit Trinkwasser. Derzeit liegt der Wasserstand im Hauptbett des Jangtse um mehr als 50 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Schifffahrtswege im Mittel- und Unterlauf des Flusses wurden ebenfalls gesperrt.
Unterdessen versuchen chinesische Behörden, die Regionen mit Wasser und Strom zu versorgen, in denen die Erntezeit für wasserintensive Kulturen wie Reis und Soja bevorsteht. Am Sonntag ließen die Behörden 980 Millionen Kubikmeter Wasser aus den Wasserspeichern ab, um den Fluss wieder aufzufüllen.
Mindestens 2,46 Millionen Menschen und 2,2 Millionen Hektar Ackerland in China sind betroffen. Nach Angaben des chinesischen Notstandministeriums benötigen mehr als 780.000 Menschen direkte staatliche Unterstützung. Einige Regionen, deren Wasservorräte vollständig aufgebracht sind, werden per Lastwagen mit Trinkwasser versorgt. Wie das Ministerium vergangene Woche erklärte, sorgten die hohen Temperaturen im Juli zu direkten wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von 2,73 Milliarden Yuan (rund 400 Millionen Euro). Mehr als 5,5 Millionen Menschen seien betroffen gewesen.
Mittlerweile haben die Behörden in Teilen Zentral- und Südwestchinas Maßnahmen ergriffen, um Niederschlag künstlich zu erzeugen. In den betroffenen Provinzen um den Jangtse sollen Raketen und Flugzeuge Wolken mit Silberjodid beschießen.
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