Erster Staatsbesuch Xis im Ausland seit Corona-Krise: Chinas Präsident soll Saudi-Arabien besuchen

Chinas Präsident soll in der kommenden Woche Saudi-Arabien besuchen. China wird als alternativer Akteur für das regionale Vakuum gesehen, das durch das schwindende Interesse und die Machtprojektion der USA entstanden ist. Bidens Besuch im Juni war wenig erfolgreich und es gelang ihm nicht, Prinz Mohammed davon zu überzeugen, die Öllieferungen zu erhöhen.

Xi Jinping wird Angaben zufolge in den nächsten Tagen nach Saudi-Arabien reisen. Dies geht aus einem Bericht der Zeitung Guardian hervor. Demnach soll Chinas Präsident mit einem Gala-Empfang begrüßt werden. In Vorbereitung auf den Besuch, der in Riad, Dschidda und der geplanten Megastadt Neom an der saudischen Westküste stattfinden soll, wurden bereits Pläne für das Hissen tausender chinesischer Banner und den Empfang hunderter Würdenträger ausgearbeitet.

Es wäre der erste Staatsbesuch Xis im Ausland seit Beginn der Corona-Pandemie im Januar 2020. Der große Empfang soll die guten Beziehungen zwischen beiden Staaten widerspiegeln. US-Präsident Biden wurde im Juni bei seinem jüngsten Besuch in Saudi-Arabien sehr zurückhaltend empfangen, nachdem sich die Beziehungen der beiden Länder auch aufgrund des Mordes an dem Journalisten Jamal Khashoggi abgekühlt hatten. Während die US-Beziehungen zu Saudi-Arabien noch bis vor kurzem unter dem ehemaligen Präsidenten Trump besonders eng waren, sind sie unter Biden spürbar distanzierter geworden. 

Der Besuch von Xi Jinping in Saudi-Arabien soll dazu dienen, die Beziehungen zwischen Peking und Riad zu festigen und das Image Chinas als Verbündeter Saudi-Arabiens zu stärken, während sich die Beziehungen zu Washington weiter abschwächen.

China und Saudi-Arabien haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten immer mehr angenähert, insbesondere seit der Machtübernahme durch Bin Salman im Jahr 2016. Riad hat bislang Chinas Position im Hinblick auf Xinjiang und die Menschenrechtsfragen (Umgang mit der muslimischen Minderheit der Uiguren) sowie das Chinesische Sicherheitsgesetz für Hongkong verteidigt und sich damit dem US-Narrativ über die Entwicklungen im Pazifik widersetzt.

China wird als ein alternativer Akteur für das regionale Vakuum gesehen, das durch das schwindende Interesse und die Machtprojektion der USA entstanden ist. Bidens Besuch im Juni war wenig erfolgreich, und es gelang ihm nicht, Prinz Mohammed davon zu überzeugen, die Öllieferungen zu erhöhen - ein Schritt, der dazu beigetragen hätte, die Ölpreise in den USA im Vorfeld der Zwischenwahlen im November zu senken.

Die wirtschaftliche Grundlage der Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien hat sich längst geändert. Saudi-Arabien verkauft nicht mehr viel Öl an die USA, und ist mittlerweile nach Russland der größte Lieferant für China, was Riads wirtschaftliche und politische Interessen neu ausrichtet. Das Königreich Saudi-Arabien befindet sich laut Wall Street Journal mit China in Verhandlungen darüber, künftig Öl-Verkäufe an China mit dem chinesischen Yuán abzuwickeln. Sollten Ölgeschäfte in Yuán abgewickelt werden, gefährdet China damit die Rolle des Dollars als Weltreservewährung sowie die Stellung der USA als unumstrittene Finanzsupermacht.

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