Wegen Ukraine-Krieg: USA verschieben Waffenlieferungen an Taiwan

Die im August 2021 vereinbarte Lieferung von neuen Artilleriesystemen aus den USA an das taiwanesische Militär wird sich um geschätzte drei Jahre verspäten. Grund dafür ist die Auslastung der US-amerikanischen Produktionslinien mit Waffen für die Ukraine.

Am Montag hat das taiwanesische Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass sich die Ankunft neuer Artilleriesysteme aus den USA um etwa drei Jahre verzögern werde. Grund dafür sei die gegenwärtige Auslastung der Produktionslinien. Medienberichten zufolge soll Washington Taipehs Auftrag zurückgestellt haben, um verstärkt Waffen an die Ukraine liefern zu können.

Die im August 2021 getroffene Vereinbarung hatte Lieferungen von US-amerikanischen Waffensystemen, darunter 40 Panzerhaubitzen vom Typ M109A6 Paladin an Taiwan vorgesehen. Dies war die erste von der Biden-Administration genehmigte Waffenlieferung an Taiwan. Nun sollen die Haubitzen frühestens im Jahr 2026 eintreffen – statt wie geplant Anfang 2023.

Laut der Mitteilung des taiwanesischen Verteidigungsministeriums sollen Beschaffungspläne von alternativ verfügbaren Waffen entworfen und ein entsprechender Haushaltsentwurf dem Landesparlament unterbreitet werden. So würden etwa LKW-basierte Raketenwerfer-Systeme des Herstellers Lockheed Martin als möglicher Ersatz in Erwägung gezogen.

Zusätzlich erklärte das Verteidigungsministerium am Dienstag, dass sich eine in diesem Jahr erwartete Lieferung von tragbaren Stinger-Luftabwehrraketen im Zusammenhang mit "Änderungen in der internationalen Lage" ebenfalls verzögern könnte. Eine verstärkte Nachfrage nach diesen Raketen geht nach Angaben von Associated Press gegenwärtig von der Ukraine aus.

Seit dem Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine hatten die USA ihre Waffenlieferungen an Kiew massiv verstärkt. Bidens Administration sicherte der Ukraine Lieferungen im Wert von 15 Milliarden US-Dollar zu, darunter 90 Panzerhaubitzen und 140.000 Stück Munition für diese. Zusätzlich beantragte der US-Präsident beim Kongress Hilfszahlungen an die Ukraine im Wert von 33 Milliarden US-Dollar, davon 20,4 Milliarden US-Dollar für Militärausgaben.

Am Sonntag erklärte Taiwans Außenminister Joseph Wu in einem Interview für den US-amerikanischen Fernsehsender CNN, dass sein Land den Konflikt in der Ukraine "sehr sorgfältig" beobachte und untersuche, "was wir von der Ukraine lernen können, um uns zu verteidigen." Nach Wus Meinung mache die Regierung Chinas ihre Eroberungspläne für Taiwan davon abhängig, wie und ob die USA der Insel helfen würden:

"Wenn Taiwan keine Unterstützung erhält, wird es, denke ich, grünes Licht für die Aggression geben."

Die Regierung der Volksrepublik China betrachtet Taiwan als eigenes Staatsgebiet. Zuvor hatte Peking den USA und der NATO die Schuld an der Eskalation des Ukraine-Konflikts gegeben und die US-Waffenlieferungen an Taiwan als Destabilisierung der Region und Schädigung der Beziehungen zwischen den USA und China verurteilt.

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