Die Taliban-Regierung hat angekündigt, ihr Programm "Essen für Arbeit" auszuweiten, in dessen Rahmen sie Tausende von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes mit Weizen statt mit Geld bezahlt.
Rund 40.000 Arbeiter in Kabul erhielten bisher je zehn Kilogramm Weizen pro Tag für fünf Stunden Arbeit. Landwirtschaftsbeamte des Landes teilten nun mit, dass das Programm nun auf das ganze Land ausgeweitet werden soll. Laut Reuters erklärte Fazel Bari Fazli, stellvertretender Minister für Verwaltung und Finanzen im Landwirtschaftsministerium:
"Wir sind bereit, unserem Volk so gut wie möglich zu helfen."
Die Taliban verwenden größtenteils Weizen, den Indien der vorherigen von den USA unterstützten afghanischen Regierung gespendet hatte. Die neue Regierung erhielt im vergangenen Jahr 18 Tonnen Weizen aus Pakistan und rechnet mit weiteren Lieferungen. Laut Fazli laufen auch Verhandlungen mit Indien über eine Lieferung von 55 Tonnen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate und Iran gehören ebenfalls zu den Ländern, die Afghanistan mit Lebensmitteln und medizinischen Hilfsgütern versorgt haben. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen benötigt mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes humanitäre Hilfe, wobei fast ein Viertel bereits am Rande des Hungertodes steht. Dies geht aus einem aktuellen Bericht des Welternährungsprogramms hervor.
Die wirtschaftliche und humanitäre Krise in Afghanistan hat sich verschärft, seit die Taliban im August nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Land die Macht übernommen haben. Seitdem wurden Sanktionen gegen Mitglieder der Taliban verhängt, die Guthaben der afghanischen Zentralbank eingefroren und ein Großteil der ausländischen Hilfe, mit der die Wirtschaft unterstützt wurde, eingestellt.
Am Dienstag baten die Vereinten Nationen die Geberländer, Afghanistan in diesem Jahr 4,4 Milliarden US-Dollar an humanitärer Hilfe zukommen zu lassen. Man verwies auf die "beispiellose Not der einfachen Frauen, Männer und Kinder in Afghanistan". Die Hilfe soll an der Regierung in Kabul vorbeigehen und hauptsächlich von internationalen Organisationen verteilt werden.
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