Chinas "One Belt, One Road"-Initiative hat in Ländern mit niedrigem und mittlerem Inlandsprodukt zu versteckten Schulden in Höhe von insgesamt 385 Milliarden US-Dollar geführt. Das zeigt eine Untersuchung des US-Analyseunternehmens AidData.
Viele Länder haben ihre finanziellen Verpflichtungen im Zusammenhang mit der vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping geförderten Initiative der sogenannten Neuen Seidenstraße systematisch unterschätzt, heißt es in der Studie.
AidData-Experten analysierten mehr als 13.000 Projekte im Wert von mehr als 843 Milliarden US-Dollar, die von 165 Ländern im Rahmen der chinesischen "One Belt, One Road"-Initiative durchgeführt wurden.
Der Analyse zufolge sind die Verbindlichkeiten, die die Länder mit China eingegangen sind, "deutlich höher", als von Rating-Agenturen und zwischenstaatlichen Organisationen mit Aufsichtsfunktion angenommen wird.
Nach Schätzungen von AidData schulden mehr als 40 Länder mit niedrigem und mittlerem Inlandsprodukt China inzwischen mehr als zehn Prozent ihres BIP. Im Durchschnitt würden die Schulden dieser Länder gegenüber China um sechs Prozent des BIP heruntergerechnet.
Anfang des Jahres warfen die USA unter den G7-Staaten die Frage auf, ob China versucht, seinen Einfluss auf die Finanzierung von Entwicklungsprojekten zu erhöhen. Einige Experten äußerten die Befürchtung, dass Peking die Entwicklungsländer in eine Schuldenfalle getrieben hat und die Kontrolle über verschiedene Vermögenswerte erlangen könnte, falls die Schulden nicht bezahlt werden.
Eine Studie der Johns-Hopkins-Universität aus dem Jahr 2020 ergab, dass China in den Jahren 2000 bis 2019 Schulden afrikanischer Staaten in Höhe von 3,4 Milliarden US-Dollar erlassen und weitere 15 Milliarden US-Dollar umgeschuldet oder refinanziert hat. Gleichzeitig soll Peking den Schuldnerländern keine Vermögenswerte entzogen haben.
Die Neue Seidenstraße ist ein von Peking initiiertes Projekt zur Schaffung einer globalen Infrastruktur von Handelswegen, das zwei weitere Projekte, den Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel und die maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts, miteinander verbindet.
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