Paradise not lost: Australien gibt Weltnaturerbe-Regenwald an Ureinwohner zurück

Der älteste Regenwald der Welt, Daintree in Australien, wurde in einem historischen Abkommen an seine indigenen Eigentümer zurückgegeben. Abgesehen von der Eigentumsfrage hüten sie die Natur am besten – darin sind sich Angehörige von Urvölkern und Naturschützer einig.

Weltweit stehen die Wälder durch intensive Landwirtschaft, illegalen Bergbau, riesige Energieprojekte und den Klimawandel unter enormem Druck. Während Wiederaufforstung laut Naturschützern aus ökologischer Sicht eine schwache Wiedergutmachung ist, sowohl bei lange gewachsenen Mischwäldern als auch bei Kiefernwäldern wie im Brandenburgischen Grünheide, geht es beim Regenwald um andere Dimensionen wie auch um Eigentumsrechte von Ureinwohnern, die weithin als bessere Hüter der Natur anerkannt sind.

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Doch zahlen sie im Kampf um ihre Gebiete oft mit ihrem Leben. Allein in Lateinamerika kamen seit 2014 laut der Organisation Adveniat 600 indigene Umweltschützer gewaltsam ums Leben.


Während in Brasilien die Regierung von Jair Bolsonaro jüngst den Landraub durch Besetzung legalisiert hat, können andernorts einige Angehörige von Urvölkern aufatmen. Im Rahmen einer am Mittwoch mit der Regierung eines australischen Bundesstaates unterzeichneten Vereinbarung wurden vier Nationalparks an die traditionellen Eigentümer zurückgegeben, darunter der zum Weltnaturerbe gehörende Daintree-Regenwald.

Mehr als 160.000 Hektar Land im Norden des Bundesstaates Queensland, das sich vom Daintree nördlich von Port Douglas bis südlich von Cooktown erstreckt, werden gemeinsam verwaltet, bevor eine vollständige Übergabe an das Volk der Eastern Kuku Yalanji erfolgt.

Die Vereinbarung wurde von Ministern der Regierung und Vertretern der Eastern Kuku Yalanji bei einer Zeremonie in Bloomfield, nördlich der indigenen Gemeinde Wujal Wujal, unterzeichnet.

Das Alter des beeindruckenden Ökosystems im Daintree-Gebiet wird auf mehr als 130 Millionen Jahre geschätzt. Neben dem Wald zählen dazu wilde Flüsse, Wasserfälle, Schluchten und weiße Sandstrände. Es grenzt an das laut UNESCO gefährdete Great Barrier Reef und ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen Australiens.

Neben Daintree werden künftig auch andere Nationalparks in Queensland, Ngalba-bulal (Cedar Bay), Kalkajaka (Black Mountain) und Hope Islands gemeinsam von den traditionellen Eigentümern und der Regierung des Bundesstaates Queensland verwaltet. Zudem wird ein neues Naturschutzgebiet eingerichtet. Australiens Umweltministerin Meaghan Scanlon erklärte:


"Die Kultur des Volkes der Eastern Kuku Yalanji ist eine der ältesten lebenden Kulturen der Welt, und dieses Abkommen erkennt ihr Recht an, ihr Land zu besitzen und zu verwalten, ihre Kultur zu schützen und sie mit Besuchern zu teilen, während sie in der Tourismusbranche führend werden."


"Diese Nationalparks werden wichtige kulturelle Stätten der Aborigines, verschiedene Ökosysteme wie Regenwälder, Wälder, Feuchtgebiete und Mangroven schützen und Teil des Welterbegebiets der feuchten Tropen sein, das als zweitwichtigstes Welterbe der Erde anerkannt ist", ergänzte Scanlon.

Die Vertreterin der Eastern Kuku Yalanji, Chrissy Grant, sagte, dass die vierjährigen Verhandlungen ein wichtiger Prozess gewesen seien, um den Rahmen dafür zu schaffen, dass sie das Land allein und vollständig verwalten können.

In den letzten Jahrzehnten wurden weite Teile der australischen Wildnis an traditionelle Eigentümer zurückgegeben, darunter die Nationalparks Kakadu und Uluru-Kata Tjuta im Northern Territory.

Laut Andrew Picone, dem Leiter der Schutzgebietskampagne des Queensland Conservation Council, ist die Rückgabe der Parks an die Eastern Kuku Yalanji "der beste Weg, die natürlichen und kulturellen Werte des Gebiets zu schützen".

Im Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung spielen die First Nations eine Schlüsselrolle.

"Die fundamentale Rolle der indigenen Völker ist es, als Hüter der Wälder den Reichtum der Natur zu schützen", sagte Tuntiak Katan vom Volk der Shuar in Ecuador der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist unsere Lebensweise. Wir sind Teil der Natur und die Natur ist Teil von uns."

Laut Fiore Longo von der Organisation Survival International sind die indigenen Völker vielerorts nicht nur die rechtmäßigen Anwohner, sondern auch die besten Naturschützer, und verstehen ihre Umwelt besser als jeder andere. Obwohl solche von Indigenen bewohnte Gebiete nur 22 Prozent der Landfläche der Welt ausmachten, beherbergen sie 80 Prozent der Biodiversität der Erde. Auch eine Studie der Welternährungsorganisation (FAO) kommt zu dem Schluss, dass Indigene ihre Ländereien besonders gut vor Abholzung und Zerstörung schützen und so einen besonderen Beitrag zur Artenvielfalt leisten.

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