Die Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel verschärften sich wieder. Nur wenige Tage nach dem Test von Marschflugkörpern feuerte Nordkorea nach Angaben des südkoreanischen Militärs am Mittwoch zwei Kurzstreckenraketen Richtung offenes Meer ab. Wenige Stunden später vermeldete Südkorea, dass es eine eigenständig entwickelte ballistische Rakete erfolgreich unter Wasser von einem U-Boot aus abgefeuert habe.
Wie das südkoreanische Präsidentenbüro erklärte, hat es am Mittwochnachmittag seine erste U-Boot-gestützte ballistische Rakete (SLBM) getestet. Der Test ist erfolgreich verlaufen und die Rakete hat in der angedachten Bahn ihr Ziel getroffen, teilte ein Regierungssprecher mit. Die Waffe soll Südkorea nach eigenen Angaben helfen, potenzielle Bedrohungen von außen abzuwehren, seine Selbstverteidigungsposition zu stärken und den Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu fördern.
Südkorea gilt als das erste Land, das SLBM entwickelt, ohne selber Atomwaffen zu haben. Nach eigenen Angaben ist es mit dem gelungenen Test das siebente Land mit einer potenziell einsetzbaren ballistischen Rakete, die von einem U-Boot aus gestartet werden kann.
Die jüngsten Waffentests durch Nordkorea werden auch als eine direkte Herausforderung der Regierung von US-Präsident Joe Biden gesehen. Der nordkoreanische Raketentest soll zeigen, dass das Land seine Aufrüstungspläne vorantreibt und gleichzeitig versucht, Druck auf die USA auszuüben, damit sie die ins Stocken geratenen Atomgespräche wieder aufnehmen. Nordkoreanischen Berichten zufolge demonstrierten die Marschflugkörpertests die Fähigkeit, Ziele in einer Entfernung von 1.500 km zu treffen – eine Entfernung, die alle japanischen und US-amerikanischen Militäreinrichtungen dort in Reichweite bringt. Laut Beobachtern scheint es zudem, dass die Regierung des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in, die sich aktiv um eine Aussöhnung mit Nordkorea bemüht, mit diesem Schritt auf die Kritik reagiert, er sei zu sanft gegenüber Nordkorea, berichtet Aljazeera.
Die Biden-Regierung gab bekannt, dass sie im Mai eine Überprüfung der Nordkorea-Politik abgeschlossen habe. Die Denuklearisierung habe zwar weiterhin Priorität, aber sie werde keine "großen Vereinbarungen" mit Kim anstreben. Der US-Gesandte für Nordkorea, Sung Kim, sagte am Dienstag, die USA hätten keine feindlichen Absichten gegenüber Pjöngjang und hoffen, dass sie positiv auf Angebote für Gespräche über ihre Waffenprogramme reagieren.
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