Mit den Stimmen aller 180 Abgeordneten beschloss das südkoreanische Parlament am Dienstag in Seoul, das Monopol der Apple- und Google-Play-Stores für Käufe von Software-Apps zu beenden. Die als "Anti-Google-Gesetz" verabschiedete Neuerung bietet Nutzern nun eine Auswahl an App-Zahlungsanbietern, mit denen sie die vom Ladenbesitzer festgelegten Gebühren umgehen können. Bis dato mussten alle App-Entwickler ihre Produkte über die beiden amerikanischen App-Stores anbieten, und eine Provision von bis zu 30 Prozent ihres Umsatzes zahlen. Das Gesetz tritt in Kraft, sobald es von Präsident Moon Jae-In unterschrieben ist.
Das neue Gesetz bietet Handy-Nutzern jetzt die Möglichkeit, Softwareentwickler direkt für ihre Apps zu bezahlen. Google und Apple wird hingegen untersagt, Kunden durch ihre eigenen Zahlungssysteme zu lenken. Ebenso ist den App-Stores verboten, App-Genehmigungen zu verzögern, auf Exklusivrepräsentation von Softwareentwicklern zu bestehen sowie Apps "unangemessen" aus ihren Stores zu entfernen.
Bei einer Nicht-Einhaltung des neuen Gesetzes können die beiden App-Stores mit einer Geldstrafe von drei Prozent ihres Umsatzes belangt werden.
Im Vorfeld der Debatte erklärte Apple laut AFP, das "Anti-Google"- Gesetz würde digitale Käufer einem Betrugsrisiko aussetzen, ihren Datenschutz gefährden und die Kindersicherung weniger effektiv machen:
"Wir glauben, dass das Vertrauen der Benutzer in App-Store-Käufe aufgrund dieses Vorschlags sinken wird – was zu weniger Möglichkeiten für die über 482.000 registrierten Softwareentwickler in Korea führt."
Überzeugen konnte Apple mit diesen Einwänden jedoch nicht.
Koreanische Kreative und Fiction-Schreiber sind schon seit längerem über die Monopolstellung und die damit verbundenen Auflagen der beiden amerikanischen App-Store-Betreiber verärgert und werfen ihnen Machtmissbrauch vor:
"Das neue Gesetz ist notwendig, um die Vielfalt einer Industrie zu schützen, in der alle Entwickler ihre Werke anbieten können, ohne sich um Provisionszahlungen an App-Stores kümmern zu müssen",
sagte Seo Bum-gang, ein Webtoon-Künstler, der die Korea Webtoon Industry Association leitet, laut AFP.
"Ohne dieses Gesetz wäre unsere Arbeitsumgebung – in der Kreativen der volle Lohn für ihre Werke garantiert wird – zerstört worden."
Das Koreanische "Anti-Google"-Gesetz ist ein Präzedenzfall und dürfte auch in anderen Ländern, insbesondere der EU, als Vorlage dienen, das Monopol der beiden amerikanischen Technologie- Giganten einzuschränken.
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