Die islamistischen Taliban haben laut Medienberichten damit begonnen, afghanische Staatsbürger am Betreten des Flughafens der Hauptstadt Kabul zu hindern. "Die Straßen zum Flughafen sind nun geschlossen. Afghanen haben momentan nicht die Erlaubnis, sich dorthin zu begeben, Ausländer haben die Erlaubnis", sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid auf einer Pressekonferenz am Dienstag. An die USA gerichtet sagte er:
"Hört auf, unsere Ingenieure, Ärzte und Offiziere zu ermutigen [das Land zu verlassen]. Wir brauchen sie. Wir brauchen ihr Talent."
Mudschahid sagte, die Situation am überfüllten Flughafen gefährde das Leben der dortigen Menschen. Die Afghanen auf dem Flughafen forderte der Sprecher auf, nach Hause zu gehen und ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Er versicherte, dass für ein normales Leben keine Gefahren bestünden.
Momentan sind noch circa 6.000 US-Soldaten, 1.000 britische Soldaten und kleinere Kontingente weiterer NATO-Staaten auf dem Flughafen Kabul stationiert. Die Taliban gaben den NATO-Staaten bis zum 31. August Zeit, ihre Staatsbürger zu evakuieren. Danach sollen sie das Land verlassen.
G7-Gipfel will weitere Migration von Afghanen
Am Dienstag trafen sich die Staats- und Regierungschefs der G7 auf einer virtuellen Konferenz zur Lage in Afghanistan. Im Anschluss an den virtuellen Gipfel sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass man weiterhin intensive Gespräche darüber führe, ob ein zivil betriebener Flughafen nach Ablauf der Frist am 31. August genutzt werden könne.
Laut dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau hat man sich darauf geeinigt, die Taliban dazu zu drängen, die Ausreise aus Afghanistan auch nach dem 31. August zu ermöglichen.
Auf einer Pressekonferenz im Anschluss an den G7-Gipfel äußerte sich auch die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen. In der Frage der Migration, müssten Frauen – insbesondere gebildete Frauen und Mädchen, Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, Lehrer, Richter und Anwälte – Priorität haben.
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