Russland hat erklärt, dass es einen nationalen Dialog befürwortet, an dem alle politischen Kräfte Afghanistans beteiligt sind. Moskau begrüße die jüngste Erklärung der Taliban, dass sie zu einem solchen Dialog bereit sind, so der russische Außenminister Sergei Lawrow. Der russische Spitzendiplomat erklärte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz:
"Wir haben auch die jüngste Erklärung der Taliban begrüßt, dass sie in einen Dialog mit anderen politischen Kräften in Afghanistan eintreten wollen. Es wurde bereits ein Treffen angekündigt, an dem Abdullah Abdullah, der Vorsitzende des Obersten Rates für nationale Aussöhnung, der ehemalige Präsident Hamid Karzai und der Vorsitzende der Partei der Islamischen Renaissance Hekmatyar teilnehmen werden."
Der russische Außenminister betonte, dass Moskau davon ausgehe, dass alle diese Kräfte den Wunsch hätten, im Interesse des afghanischen Volkes zu verhandeln. Er versicherte, dass Russland alles in seiner Macht Stehende tun werde, um den Dialog zu fördern und sicherzustellen, dass dieser Dialog zu konkreten Vereinbarungen führe.
In diesem Zusammenhang erklärte Lawrow, dass Russland bereit sei, das sogenannte "Moskauer Format" der Gespräche über Afghanistan wieder aufzunehmen. Er wies darauf hin, dass neben den innerafghanischen Kräften alle fünf zentralasiatischen Staaten sowie China, Pakistan, Indien, Iran und die Vereinigten Staaten in der Vergangenheit an den Verhandlungen im Moskauer Format teilgenommen hätten. Er sagte:
"Wir haben noch keine offiziellen Vorschläge gemacht, aber die Effektivität dieser Gruppe bei der Verfolgung der afghanischen Verhandlungen wurde immer von allen anerkannt, und wir werden bereit sein, dieses Format wieder aufzunehmen, wenn es für angemessen erachtet wird."
Russland ist seit April 2017 Gastgeber der Konsultationen des "Moskauer Formats" zu Afghanistan, deren erklärtes Ziel es ist, einen nationalen Aussöhnungsprozess zu erleichtern und den Frieden in dem von Krieg zerrütteten Land zu sichern.
Derweil erklärte der Spitzendiplomat der Europäischen Union Josep Borrell, man dürfe nicht erlauben, dass Russland und China die Kontrolle über die Situation in Afghanistan übernehmen, schrieb der Brüsseler Korrespondent des Wall Street Journals auf Twitter. Er bezeichnete den Sturz der dortigen Regierung als "Katastrophe für die Werte und die Glaubwürdigkeit des Westens", berichtete die Deutsche Presseagentur. Er sprach von einem "Albtraum".
Auch der britische Verteidigungsminister Ben Wallace bedauerte am Donnerstag, dass der Westen nun von seinen Rivalen, zu denen er Russland zählte, als "schwach" betrachtet werde, meldete die Agentur Reuters.
Bundeskanzlerin Angela Merkel soll am 25. August eine Regierungserklärung zu Afghanistan vor dem Bundestag abgeben, berichtete die dpa unter Berufung auf Regierungskreise.
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