Eine Taliban-Delegation hat Berichten von Al-Arabiya zufolge im Präsidentenpalast von Kabul bereits Verhandlungen über eine "bedingungslose Kapitulation" der afghanischen Regierung aufgenommen. Die Machtübergabe soll bereits heute am 15. August stattfinden. Zu diesem Zweck sei eine hochrangige Delegation beriets auf dem Weg von Katar nach Kabul, um die Verhandlungen über den Machtwechsel abzuschließen.
Gleichzeitig führt der afghanische Präsident Aschraf Ghani Gespräche mit den Sonderbeauftragten der USA und der NATO, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Laut Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti hatten die Taliban zuvor bereits die Kabuler Universität im Westen der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht und ihre Fahnen gehisst.
Drei afghanische Beamte bestätigten ebenso gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass sich Taliban-Kämpfer bereits in den Außenbezirken Kalakan, Qarabagh und Paghman aufhalten sollen. Die Taliban kontrollieren zudem seit heute alle Grenzübergänge des Landes, so dass der Kabuler Flughafen die einzige verbliebene Ausreisemöglichkeit darstellt.
Vor der heutigen Offensive hatte es US-Präsident Joe Biden auf einer Pressekonferenz noch vehement ausgeschlossen, dass Kabul an die Taliban fallen könne. Dafür würde die Kabuler Regierung über zu viele militärische Kapazitäten verfügen, und die Armee sei zu gut von den USA ausgebildet worden.
"Die afghanische Armee verfügt über 300.000 gut ausgerüstete Soldaten und eine Luftwaffe. Sie sind so gut ausgerüstet wie jede andere Armee der Welt – gegen 75.000 Taliban."
Parallelen mit der Situation in Vietnam nannte er ebenso lächerlich. Das sei in keiner Form zu vergleichen:
Der Anführer der Taliban-Bewegung erklärte aus seinem Sitz in Doha, Katar, die Taliban seien angewiesen, auf Gewalt in Kabul zu verzichten.
Allen, die sich entscheiden, die Stadt zu verlassen, würde sicheres Geleit gewährt. Frauen seien aufgefordert, sich "in geschützte Gebiete" zu begeben. Zudem erklärte ein weiterer Taliban-Sprecher, die Bewegung garantiere die Sicherheit der russischen Botschaft in Kabul. Zum Umgang mit der deutschen und US-amerikanischen Botschaft machte er keine Angaben.
Zudem haben die Taliban eine Erklärung veröffentlicht, laut der sie nicht gewaltsam in die Innenstadt von Kabul eindringen wollen. Der Plan sei vielmehr, vor der Innenstadt Stellung zu beziehen. Da die Hauptstadt eine große und dicht besiedelte Stadt sei, beabsichtige man, die Stadt auf dem Verhandlungsweg einzunehmen.
Das russische Außenministerium erklärte, dass man mit den internationalen Partnern im Gespräch ist und eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates angesichts der Lage in Afghanistan einberufen wolle. Zudem wurde betont, dass die russischen Diplomaten in Kabul verbleiben werden.
Die aktuelle Situation bringt Deutschland in eine schwierige Lage, da eine Evakuierungsmission mit Militärtransportern vom Typ A400M für über 100 sich noch in Kabul befindliche deutsche Staatsbürger und über 1.000 afghanische Ortskräfte erst ab dem morgigen Montag geplant war. Fallschirmjäger der Division Schnelle Kräfte (DSK) sollten in diesem Zusammenhang zum Einsatz kommen.
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