Die Taliban haben die vollständige Kontrolle über die Grenzen Afghanistans zu Usbekistan und Tadschikistan übernommen. Das teilte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu am Dienstag mit. Er wies darauf hin, dass die Terrororganisation versprochen habe, beide Grenzen nicht zu überschreiten. Während seiner Teilnahme an einem Jugendbildungsforum am Rande Moskaus sagte er:
"Für uns ist es wichtig [festzuhalten], dass die Taliban die Grenzen zu Usbekistan und Tadschikistan unter ihre Kontrolle gebracht haben."
Die Taliban, die in Russland als terroristische Organisation eingestuft sind, hätten "versprochen, keine Versuche zu unternehmen, die Grenze zu überschreiten und keine Angriffe auf benachbarte Gebiete zu verüben".
Zentralasien ist eine strategisch wichtige Region für Moskau. Russland ist seit jeher die führende Macht in der Region. Sowohl Usbekistan als auch Tadschikistan waren Teil der Sowjetunion. Heute gehört Tadschikistan der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) an, einem Verteidigungspakt, der dem von den USA geführten NATO-Block ähnelt und sechs ehemalige Sowjetrepubliken umfasst. Usbekistan ist 2012 ausgetreten.
Schoigu wies auch darauf hin, dass Moskau auf dem Territorium von zwei seiner OVKS-Verbündeten – Tadschikistan und Kirgisistan – Stützpunkte einrichten werde.
Angesichts des Anrückens der Taliban an die OVKS-Außengrenze führte die russische Armee mit usbekischen und tadschikischen Truppen Manöver durch. An den Übungen nahmen 2.500 Soldaten teil, darunter 1.800 aus Russland.
Die Lage in Afghanistan hat sich nach dem Abzug der ausländischen Truppen aus dem Land verschärft. Seitdem die US-amerikanischen Truppen das Land verließen, haben die Taliban recht schnell weite Teile des Landes erobert. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters kontrolliert die Terrororganisation jetzt etwa 65 Prozent des Territoriums Afghanistans. In den letzten vier Tagen haben die Taliban acht Provinzhauptstädte eingenommen.
Im Anschluss an die Nachricht von den territorialen Zugewinnen der Terrormiliz erklärte US-Präsident Joe Biden, dass er den Truppenabzug nicht bedauere. Er forderte die Afghanen auf, sich gegen die Taliban zusammenzutun. Biden erklärte:
"Wir haben in über 20 Jahren über eine Billion US-Dollar ausgegeben. Wir haben über 300.000 afghanische Streitkräfte ausgebildet und mit moderner Ausrüstung ausgestattet."
"Sie müssen für sich selbst kämpfen. Kämpfen Sie für ihr Land!"
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