Afghanistan hat Indien angesichts der weiteren Eskalation der Kämpfe mit den radikalislamistischen Taliban um militärische Unterstützung gebeten. Die Taliban üben weiterhin die Kontrolle über wichtige Grenzposten und Städte in dem vom Krieg zerrissenen Land aus und rücken immer weiter vor.
Der neu ernannte afghanische Armeechef General Wali Mohammad Achmadsai wird nächste Woche bei einem dreitägigen Besuch in Indien mit hochrangigen Sicherheitsvertretern zusammentreffen, darunter dem indischen Armeechef General Manoj Mukund Naravane und dem nationalen Sicherheitsberater Ajit Doval. Der Besuch sei schon Monate in Planung, berichtete die indische Zeitung Hindustan Times.
Die Lieferung von Ausrüstung und militärischen Plattformen aus Indien werde ganz oben auf der Tagesordnung des afghanischen Armeechefs während seiner Gespräche mit der Führungsspitze des Landes stehen, erklärten indische Verteidigungsbeamte. Zugleich schlossen die anonymen Quellen aber eine direkte militärische Unterstützung seitens Indiens aus.
Indien hat in den vergangenen Jahren bereits sieben Hubschrauber an Afghanistan geliefert, darunter Mi-24-Kampfhubschrauber und Cheetal-Hubschrauber.
Das Land bildet außerdem afghanische Kadetten an indischen Militärakademien aus. Derzeit befinden sich 300 afghanische Offiziersanwärter in Indien. Quellen aus Verteidigungskreisen erklärten, dass Afghanistan Indien eine "Wunschliste" vorgelegt habe, die aus offensiver militärischer Ausrüstung bestehe, einschließlich Artilleriegeschütze, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. Derzeit würden Gespräche über diese Liste geführt werden.
Indien hat stark in Infrastrukturprojekte in Afghanistan investiert und fast drei Milliarden Dollar für den Bau von Straßen, eines wichtigen Staudamms und des im Jahr 2015 eingeweihten Parlamentsgebäudes im Land ausgegeben. Zu den wichtigsten Symbolen der indischen Investitionen gehören die 218 Kilometer lange Straße zwischen Delaram und Zaranj und der Salma-Damm, der auch als Damm der indisch-afghanischen Freundschaft bekannt ist.
In Anbetracht von Berichten, wonach Pakistan mit den Taliban kollaboriert habe, um während des laufenden Konflikts indische Einrichtungen in Afghanistan anzugreifen, hat Indien ein großes Interesse daran gezeigt, Afghanistans Regierung zu unterstützen.
Ein weiteres afghanisches Regierungsmitglied sollte Indien ebenfalls vom 11. Juli bis zum 16. Juli besuchen. Sein Besuch sei jedoch verschoben worden, sagten Verteidigungsbeamte.
Derweil kündigte Russland an, nächsten Monat zusammen mit zentralistischen Nachbarländern Afghanistans, Usbekistan und Tadschikistan, in der Grenzregion Militärübungen durchführen zu wollen. Moskau hatte die Taliban-Kämpfer wiederholt gewarnt, nicht die Grenze zu den zentralasiatischen Staaten zu überschreiten. Die Taliban versprachen ihrerseits, den Bürgerkrieg nicht in andere Staaten zu tragen.
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