Die erste elektrische Eisenbahn in Tibet wurde am Freitag eröffnet. Auf der 435 Kilometer langen Strecke zwischen der Hauptstadt Lhasa und Nyingchi fahren Hochgeschwindigkeitszüge mit bis zu 160 Kilometern pro Stunde. Die Strecke ist eingleisig und hat neun Stationen, wie The Times of India berichtete.
Das Autonome Gebiet Tibet der Volksrepublik China wurde im Jahr 2006 an das chinesische Schienenverkehrsnetz angebunden. Die Hauptstadt Lhasa mit 474.000 Einwohnern und Nyingchi mit 140.000 Einwohnern liegen im Südosten Tibets.
Verglichen mit der Straße reduziert die elektrifizierte Strecke die Reisezeit von fünf auf dreieinhalb Stunden. Über Nyingchi hinaus führt die Bahnlinie weiter bis zur alten Grenzstadt Shannan. Von Nyingchi bis Shannan benötigen Reisende jetzt nur noch zwei statt bisher sechs Stunden.
Die Züge fahren durch 47 Tunnel und über 121 Brücken. Damit nehmen die Bauten drei Viertel der Strecke ein. Die Zugverbindung ist vornehmlich für Passagiere. Dennoch sollen auch Güter transportiert werden. Dafür wird die Kapazität mit zehn Millionen Tonnen im Jahr angegeben.
Ein zweites Projekt der elektrifizierten Eisenbahn wird die benachbarte Provinz Sichuan mit Tibet verbinden, wie die Zeitung ihren Bericht fortsetzte. Sie wird die dortige Hauptstadt Chengdu mit Lhasa verbinden und die Fahrtzeit von 48 auf 13 Stunden reduzieren. Auch sie führt durch eine Region mit hoher geologischer Aktivität.
The Times of India erinnert daran, dass weite Gebiete an der Grenze zwischen China und Indien umstritten sind. Sie zitiert Qian Feng, den Forschungsdirektor des Nationalen Strategischen Institutes der chinesischen Tsinghua-Universität: "Im Falle einer Krise an der chinesisch-indischen Grenze wird die Eisenbahn eine große Hilfe bei der Verteilung strategischer Güter sein."
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