Der Rüstungsvertrag wurde laut den Erklärungen des taiwanesischen Verteidigungsministeriums mit dem American Institute in Taiwan (AIT) abgeschlossen. Er beinhaltet laut der auf Waffensysteme spezialisierten Webseite Janes den Kauf von Lockheed Martin M142 High Mobility Artillery Raketen-Systemen (HIMARS) und des Boeing Harpoon Coastal Defense Systems (HCDS). Das AIT ist die De-facto-Botschaft der USA in Taiwan.
Das taiwanesische Ministerium äußerte sich nicht zu den Details des Rüstungsvertrages. Es sprach lediglich von 346,3 Millionen US-Dollar für ein "Langstrecken-Präzisionsschlagsystem" für das Armeekommando in Taoyuan, das bis 2027 fertiggestellt werden soll. Auch erwähnte das Ministerium einen Vertrag über 1,406 Milliarden US-Dollar für ein nicht näher beschriebenes Raketensystem für das Marinekommando in Kaohsiung, das bis 2028 einsatzbereit sein soll. Laut Janes gaben militärische Quellen an, dass es sich bei den beiden Systemen um HIMARS und HCDS handelt.
Der Waffendeal mit den USA fällt in eine Phase wachsender Spannungen zwischen China und Taiwan. Nach Angaben der Regierung in Taipeh drangen am Dienstag 28 chinesische Kampfflugzeuge in die Luftverteidigungszone Taiwans ein. Dies sei die bislang größte derartige Aktion gewesen, nachdem im März 25 Kampfflugzeuge Richtung Taiwan geschickt worden waren. An der Aktion am Dienstag sollen demnach Jagdflugzeuge der Typen J-11 und J-16, Aufklärer und Bomber an der Aktion beteiligt gewesen sein. Man habe die eigene Luftwaffe zur Luftverteidigung mobilisiert und beobachte die Situation, so das taiwanesische Verteidigungsministerium.
Ob die Entsendung der Flugzeuge eine Reaktion auf die gemeinsame Abschlusserklärung der G-7-Nationen darstellt, ist Spekulation. In ihrer Erklärung hatten die G-7 "zu einer friedlichen Lösung des Taiwan-Konfliktes" aufgerufen. Der Sprecher der chinesischen Botschaft in London erklärte daraufhin, dass sich die G-7 in Chinas "interne Angelegenheiten" eingemischt hätten. China sei ein "friedliebendes Land", das Kooperation befürworte. Es sei aber auch seinen Prinzipien treu. Einmischung in innere Angelegenheiten oder Verunglimpfung werde nicht zugelassen.
Taiwan sei ein "untrennbarer Teil" Chinas. Andere Staaten müssten sich an Pekings "Ein-China-Grundsatz" halten und aufhören, Unabhängigkeitskräfte in Taiwan anzustacheln.
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