Pakistan: Provinz Sindh will impfunwilligen Regierungsangestellten das Gehalt streichen

In der pakistanischen Provinz Sindh soll den Regierungsangestellten das Gehalt gestrichen werden, wenn sie sich weigern sollten, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Die Androhung des Ministerpräsidenten der Provinz stieß auf die Kritik eines Gewerkschafters.

Keine Impfung gegen das Coronavirus, kein Gehalt ab Juli: So könnte man die Androhung des Ministerpräsidenten der pakistanischen Provinz Sindh, Syed Murad Ali Shah, zusammenfassen. Der 58-Jährige hat nämlich den Regierungsangestellten am Donnerstag verkündet, dass jeder, der sich nicht gegen SARS-CoV-2 immunisieren lässt, ab nächsten Monat nicht mehr bezahlt wird.

Die Ankündigung von Shah erfolgte am Donnerstag nach einem Treffen mit Vertretern der Gesundheitsbehörden der Region wegen der ersten Fälle des Deltavirus in der Provinz. Sindh ist in 23 Distrikte unterteilt und mit seinen 48 Millionen Einwohnern relativ stark bevölkert. Allein in Karatschi, der Hauptstadt der Provinz, leben etwa 14,91 Millionen Menschen. Pakistan ist derzeit bemüht, die Ausbreitung des Virus im Land einzudämmen.

Seine Ankündigung teilte Shah auch über den Kurznachrichtendienst Twitter. In der veröffentlichten Nachricht heißt es: 

"Jedem Regierungsangestellten, der nicht geimpft ist, sollte ab Juli die Auszahlung des Gehaltes gestoppt werden."

Demnach sei bereits auch das Finanzministerium über die Anordnung informiert worden.

In Pakistan mit seinen 216,6 Millionen Einwohnern verläuft die Impfkampagne derzeit eher langsam. Bislang wurden etwas mehr als 4,95 Millionen Dosen verabreicht. Für die Vorbehalte der Bürger sollen unter andrem kursierende Falschnachrichten zur Immunisierung sorgen.

Neben den Bedenken über die Sicherheit des Impfstoffes sollen auch der Mangel an Mobiltelefonen sowie schlechte Lese- und Schreibfähigkeiten in einigen Teilen des Landes zum schleppenden Verlauf der Kampagne beitragen. Denn dies hindert viele daran, sich für einen Impftermin zu registrieren.

Liaqat Sahi, Generalsekretär einer Gewerkschaft bei der zentralen Staatsbank von Pakistan, verurteilte den Schritt des Politikers und nannte ihn "eine seltsame Anordnung", da die Angestellten "sehr engagiert und willig sind, sich impfen zu lassen".

Statt den Menschen, die bislang nicht geimpft wurden oder sich weigern, sich gegen SARS-CoV-2 immunisieren zu lassen, mit Strafen zu drohen, solle sich laut Sahi die Regierung darauf konzentrieren, mehr Impfzentren auch in ländlichen Gebieten zu öffnen. So würde sie es den Menschen leichter machen, sich impfen zu lassen.

In Pakistan kommen derzeit hauptsächlich aus China importierte Impfstoffe zum Einsatz. Verabreicht werden sie nur Menschen ab 18 Jahren.

Seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie vergangenes Jahr wurden in dem südasiatischen Land bislang mehr als 928.000 SARS-CoV-2-Fälle registriert, rund 21.000 Menschen starben in Verbindung mit der COVID-19-Erkrankung.

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