Der russische Außenminister Sergei Lawrow sagte in Teheran, der jüngste Vorfall, bei dem ein Schiff fast eine Woche lang den Suezkanal blockierte, habe die Notwendigkeit einer zuverlässigen Transitroute deutlich gemacht. Der von Iran, Russland und Indien entwickelte Korridor sei am besten geeignet, um dieses Ziel zu erreichen.
Der Internationale Nord-Süd-Verkehrskorridor (INSTC), der von diesen drei Ländern im Jahr 2000 vorgeschlagen und später von zehn zentralasiatischen Staaten gefördert wurde, verbindet den Persischen Golf und Indien über Iran mit Russland. Vom Hafen Tschahbahar im Südostiran führt die Route in den Hafen Bandar Anzali im Nordiran, weiter in den Südkaukasus nach Aserbaidschan und schlussendlich in ein Frachtterminal südwestlich von Moskau. In diesem Zusammenhang erklärte Lawrow gegenüber der Nachrichtenagentur IRNA in Teheran:
"Wir hoffen, dass der Nord-Süd-Korridor irgendwann als Grundlage für die Schaffung eines einzigen nahtlosen Transport-, Logistik- und Wirtschaftsraumes dienen wird, der sich von den südlichen Küsten Irans bis zu den nördlichen Städten Russlands erstreckt."
Das INSTC-Projekt sieht ein 7.200 Kilometer langes Multimodel-Netz aus Schiff, Schiene und Straße für den Güterverkehr vor, mit dem die Beförderungskosten um etwa 30 bis 60 Prozent und die Transitzeit von 40 auf etwa 20 Tage sinken sollten.
"Der Nord-Süd-Verkehrskorridor ist ein gutes Beispiel für die multilaterale Zusammenarbeit. Es ist das wichtigste Infrastrukturprojekt in der Region, das die für beide Seiten vorteilhafte Interaktion zwischen mehreren Staaten fördern soll."
Russland erwarte, dass der iranische Partner den Bau der Zufahrten zum kaspischen Hafen von Bandar Anzali und der Eisenbahn nach Aserbaidschan erfolgreich abschließen würde. Dies wird die Wettbewerbsfähigkeit des Nord-Süd-Korridors und seine Attraktivität für Transporteure erheblich steigern, sagte Lawrow weiter. Der russische Außenminister ging auch auf die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Iran und der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) ein und sagte, sie dient maßgeblich dem Erfolg des Nord-Süd-Korridors.
Lawrow zitierte im Interview auch eine am 11. Dezember 2020 getroffene Entscheidung, um ein dauerhaftes Abkommen über die Freihandelszone zu schließen. Ein Präferenzhandelsabkommen zwischen Iran und der EAEU trat im April 2020 in Kraft, wobei die Transaktionen der Islamischen Republik mit dem Block innerhalb von sechs Monaten auf über 1,7 Milliarden Dollar stiegen.
Im Juli 2020 hatte der russische Botschafter in Teheran, Lewan Dschagarian, in einem Interview mit den iranischen Journalisten die strategische Bedeutung des zukünftigen Nord-Süd-Transportkorridors hervorgehoben. Mit diesem Korridor über den Hafen von Tschahbahar im südlichen Iran könne man den Suezkanal als Handelsroute ersetzen und die Transportzeit für Waren von Asien nach Europa um mehrere Wochen verkürzen.
Der russische staatliche Kernenergiekonzern Rosatom hatte auch zuvor auf Twitter als effektive Alternative zum Suezkanal die arktische Seeroute ins Spiel gebracht. Sie brächte eine Abkürzung auf 13.000 statt 21.000 Kilometer. Konkurrenzfähig könnte die Strecke aus Sicht von Wissenschaftlern erst ab 2035 werden.
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