Ein formeller Entschluss zu dem Plan soll bereits bei einem Ministertreffen am kommenden Dienstag gefasst werden, teilte die Nachrichtenagentur Kyodo am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen mit. Mit dem Schritt soll ein jahrelanger Streit um die Zukunft der insgesamt rund 1,25 Millionen Tonnen kontaminierten Wassers beendet werden, das unter anderem zur Kühlung des Reaktors nach der Tsunami-Katastrophe im Jahr 2011 verwendet worden war.
Zuvor hatte der japanische Atombetreiber Tepco einen Plan zur Filterung und Verdünnung des Wassers entworfen, um die Konzentration radioaktiver Stoffe im Einklang mit den internationalen Standards unter den gesetzlichen Grenzwert zu senken. Während die meisten radioaktiven Isotope bei dem Filterungsverfahren beseitigt werden, bleibt ein Isotop namens Tritium trotzdem zurück. Experten versichern jedoch, dass es nur in sehr hohen Konzentrationen ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellt und sich sonst im Körper nicht anreichert, selbst wenn man das aufbereitete Wasser trinken würde. Es besteht demnach auch kein Risiko einer externen Exposition etwa beim Kontakt mit der Haut.
Die Regierung Japans hat kürzlich erklärt, dass sie die Entscheidung über die Entsorgung des Wassers aus dem Atomkraftwerk nicht weiter aufschieben kann, da die Lagerkapazität der Wassertanks im Fukushima-Komplex voraussichtlich schon im Herbst nächsten Jahres erschöpft sein wird. Laut den Behörden soll auf dem Gelände Platz geschaffen werden, um dort zum Beispiel geschmolzene Brennelemente zu lagern, die aus den beschädigten Reaktoren entfernt werden. Damit soll der jahrzehntelange Prozess der Verschrottung des Komplexes vorangetrieben werden, hieß es. Laut Einschätzungen von Tepco kann mit der Entsorgung allerdings frühestens in zwei Jahren begonnen werden.
Die Regierung hatte ursprünglich gehofft, bereits im Oktober letzten Jahres eine Entscheidung über die Freisetzung des gereinigten Wassers treffen zu können, entschied aber später, dass sie angesichts der bestehenden Bedenken um den möglichen Imageschaden für die Fischwirtschaft mehr Zeit für Diskussionen benötige. Premierminister Yoshihide Suga sagte jedoch nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden des nationalen Fischereiverbandes Hiroshi Kishi am Mittwoch, dass die Aufgabe "unvermeidlich" sei und seine Regierung darüber "in wenigen Tagen" entscheiden werde.
Der Vorstoß hatte zuvor bereits die Zustimmung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) erhalten, indem diese bestätigt hatte, dass das Ablassen des Wassers ins Meer den globalen Standards der Atomindustrie entspricht und eine übliche Praxis für Atomkraftwerke in aller Welt ist. Hingegen äußern Japans Fischereiindustrie und Verbraucher sowie seine nächsten Nachbarn China und Südkorea große Bedenken. Die beiden Länder forderten Tokio auf, den Prozess transparent zu machen und hinreichende Informationen zu der geplanten Wasserentsorgung zur Verfügung zu stellen. Man erwarte zudem umfassende Konsultation mit allen Nachbarländern unter Einbeziehung der IAEO, ehe die Entscheidung besiegelt werde.
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