Die russische Regierung und die Hisbollah erwägen nach hochrangigen Treffen zwischen beiden Seiten im vergangenen Monat die Eröffnung einer Repräsentanz für die libanesische Volksorganisation in der Hauptstadt Moskau.
Der russische Außenminister Sergei Lawrow empfing in Moskau am 15. März eine Delegation hochrangiger Hisbollah-Persönlichkeiten unter der Leitung von Mohammad Raad, dem politischen Führer des Hisbollah-Blockes im libanesischen Parlament. Dieses Treffen war seit Oktober 2011 der zweite Hisbollah-Besuch in Moskau. Der Besuch der vierköpfigen Hisbollah-Delegation in Russland fand zu einem Zeitpunkt statt, als Libanon in seiner schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten sowie in einer politischen Pattsituation über die Bildung einer neuen Regierung steckt.
"Beide Seiten betonten die Notwendigkeit, die bilateralen Gespräche zu stärken und direkte Kommunikationskanäle zwischen der Partei und Moskau zu schaffen, während sie die Möglichkeit prüften, eine Repräsentanz für die Hisbollah in der russischen Hauptstadt einzurichten", kommentierte die libanesische Tageszeitung al-Akhbar das Treffen am Dienstag. Die beiden Seiten sollen beim Treffen in Moskau auch die Situation im Jemen, im Irak, in Syrien und in Palästina erörtert haben.
Die Jerusalem Post reagierte am Mittwoch auf die Nachricht von al-Akhbar und stellte dabei die Frage, warum denn Russland die Möglichkeit eines Hisbollah-Büros prüfen sollte. Sollte der mögliche Schritt zu stärkerem russischem Einfluss in der Region führen oder sei dies lediglich "ein Trick der Iraner-Hisbollah" gewesen, um die Stimmung Moskaus zur Aufwertung der Rolle der Hisbollah in der Region zu testen? "Es bleiben viele Fragen zu dem Bericht offen und warum er einen Monat nach den Sitzungen zur Sprache gebracht wird", kommentierte die israelische Zeitung weiter.
Mit der möglichen Eröffnung eines Büros der Hisbollah würde Russland einen erweiterten geopolitischen Spielraum im Hinblick auf Libanon gewinnen, kommentierte auch die iranische Nachrichtagentur Tasnim News, die der Iranischen Revolutionsgarde nahesteht.
"Russland versucht offenbar, die Syrien-Frage wieder auf einen diplomatischen Weg zu bringen", sagte der Experte des russischen Rates für internationale Angelegenheiten, Anton Mardasow, nach dem Besuch der Hisbollah-Delegation in Moskau.
Russland scheint offenbar neue Kanäle mit allen wichtigen Akteuren nutzen zu wollen, ohne sich vollständig mit irgendeinem darunter zu identifizieren. Dabei ist anzumerken, dass der Besuch der Hisbollah-Delegation unmittelbar vor dem für den 17. März geplanten Besuch der israelischen Außenminister Gabi Aschkenasi in Moskau stattfand. Die Ankunft der beiden Delegationen folgte auch unmittelbar auf eine Reise von Außenminister Lawrow an den Persischen Golf, bei der er sich mit den Vertretern der Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabiens und Katars traf, um die Wiedernormalisierung der Beziehungen von Syrien zu den Golfstaaten anzukurbeln.
Mehr zum Thema - Zehn Jahre Krieg in Syrien: Ein Kampf gegen Barbarei und Regime-Change-Agenda