Nordkorea feuert zwei Kurzstreckenraketen ab – Besorgnis in Südkorea und Japan

Nordkorea setzt offenbar seine Raketentests trotz des Verbots durch UN-Resolutionen fort. Am Donnerstag hat Pjöngjang zwei ballistische Raketen gestartet. Südkorea und Japan äußerten Besorgnis. Die Tests gelten auch als eine Herausforderung für den neuen US-Präsidenten.

Nach Angaben des Generalstabs der südkoreanischen Streitkräfte hat Nordkorea am Donnerstagmorgen zwei Kurzstreckenraketen im Abstand von knapp 20 Minuten gestartet. Die Tests seien im Kreis Hamju im Osten Nordkoreas erfolgt. Die Raketen seien 450 Kilometer weit in Richtung offenes Meer geflogen und hätten eine Höhe von 60 Kilometern erreicht, hieß es. 

Das Ständige Komittee des Nationalen Sicherheitsrats in Südkorea äußerte nach einer Dringlichkeitssitzung eine tiefe Besorgnis über den jüngsten Raketentest des Nachbarlandes. Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga kündigte in Tokio einen ernsten Protest gegen das Verhalten Nordkoreas an.

"Der Start bedroht den Frieden und die Stabilität unseres Landes und der Region, das war ein klarer Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats."

Nordkorea hatte Südkorea zufolge am vergangenen Sonntag zwei Marschflugkörper von kurzer Reichweite an der Westküste abgefeuert. Auch die USA bestätigten den Test, US-Präsident Joe Biden relativierte jedoch dessen Bedeutung. 

Tests von Lenkflugkörpern unterliegen nicht den Sanktionen gegen Nordkorea. Anders als ballistische Raketen verfügen Marschflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb. Bei einer niedrigen Flughöhe von unter Hundert Metern sind sie vom gegnerischen Radar nur schwer zu orten. UN-Resolutionen verbieten dem Land die Erprobung ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. 

Die jüngsten Raketentests der selbst erklärten Atommacht Nordkorea gelten als eine Herausforderung für die neue US-Administration. Nach Einschätzung von Beobachtern versucht Pjöngjang, den Druck auf die USA zu erhöhen, denen es eine feindselige Politik vorwirft. Die Regierung unter US-Präsident Biden hofft, die Verhandlungen mit Nordkorea über dessen Atomwaffen wieder aufnehmen zu können. Die USA bereiten derzeit eine neue Nordkorea-Politik vor. Nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken liegen verschiedene Optionen auf dem Tisch. Diese schließen diplomatische Anreize mit ein, aber auch Maßnahmen, um mehr Druck auf Pjöngjang auszuüben.

Nordkorea treibt sein Raketenprogramm seit vielen Jahren voran. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung ballistischer Raketen einschließlich Langstreckenraketen, die die USA erreichen könnten. Daneben entwickelt das Land weitere Waffensysteme, darunter auch Lenkwaffen. Die Verhandlungen zwischen Nordkorea und den USA über das nordkoreanische Atomprogramm kommen seit zwei Jahren nicht mehr voran.

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