Südkorea: 40 Jahre Haft für Schlüsselfigur in krimineller Sex-Chat-Gruppe

Der südkoreanische Anführer einer Chat-Gruppe, die Minderjährige und junge Frauen zur Herstellung von Sex-Videos und -Fotos zwang und diese im Internet gegen Zahlung verbreitet hatte, ist nun zu 40 Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann hat die Taten gestanden.

Nach Angaben der südkoreanischen Behörden soll der 25-jährige Cho Joo-bin den Chatroom Baksabang beim Messenger-Dienst Telegram gehostet haben, in dem Nutzer gegen Entgelt sexuelle Bilder und Videos von Mädchen und jungen Frauen erhielten. Mindestens 74 Opfer, darunter 16 Minderjährige, wurden erpresst, intime Bilder in Gruppenchats hochzuladen. Rund 10.000 Menschen nutzten die Chatrooms, einige zahlten bis zu 1.200 US-Dollar für den Zugang. Die illegale Tätigkeit von Cho Joo-bin und seinen Komplizen kam ans Licht, nachdem zwei Journalistik-Studenten im vergangenen Sommer die Telegrammgruppe entdeckten. Nun ist der Haupttäter zu 40 Jahren Haft verurteilt worden. Seine Mittäter wurden zu Haftstrafen zwischen sieben und 15 Jahren verurteilt. Laut Urteil muss Cho zusätzlich 30 Jahre lang ein elektronisches Gerät zur Standortverfolgung tragen sowie eine Geldstrafe von umgerechnet rund 8.000 Euro zahlen. Richter Lee Hyun-woo begründete das Urteil wie folgt:

Angesichts der Schwere und sorgfältigen Planung der Verbrechen, der Anzahl der Opfer und der Schäden an den Opfern sowie des entstandenen sozialen Schadens und der Haltung des Angeklagten ist es notwendig, den Angeklagten für lange Zeit von der Gesellschaft zu isolieren.

Der Täter bekannte sich des Verbrechens schuldig und erklärte:

Ich entschuldige mich bei denen, die von mir verletzt wurden. Danke, dass sie das Leben eines Teufels gebremst haben, der nicht zu stoppen war.

Der Fall wurde im ganzen Land weithin verfolgt und die Taten verurteilt. Seit Jahren wird in Südkorea das Thema des sexuellen Online-Missbrauchs heftig diskutiert. Im Jahr 2018 gingen Zehntausende Frauen in Seoul auf die Straße, um gegen illegale Filmaufnahmen von Frauen durch versteckte Kameras in Motels und öffentlichen Toiletten zu protestieren. Im Jahr 2019 entdeckte die südkoreanische Polizei einen Online-Gruppenchat, in dem intime Videos von Frauen geteilt wurden, die ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung gedreht wurden. Damals nannte die Polizei mehrere hochkarätige K-Pop-Stars als Mitglieder der Gruppe. Dieser Skandal löste eine Welle von Protesten und Kampagnen gegen sexuelle Belästigung aus und hatte Forderungen nach strengen Maßnahmen und einer Rechenschaftspflicht sowie den Aufstieg feministischer Ideen zur Folge.

Nach Chos Verhaftung im März unterzeichneten mehr als vier Millionen Menschen zwei Petitionen, in denen schwere Strafen sowie eine Offenlegung der Namen und Gesichter aller Beteiligten gefordert werden.

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