Proteste in Kirgisistan: Schüsse bei Demonstration in Bischkek – Präsident verhängt Ausnahmezustand

Der kirgisische Präsident Sooronbai Dscheenbekow hat am Freitag nach tagelangen Protesten den Ausnahmezustand über die Hauptstadt Bischkek verhängt. Zudem sollen Truppen in die Stadt verlegt werden. Die neuen Regelungen gelten vorerst bis zum 21. Oktober.

Vor dem Hintergrund der tagelangen Proteste in Kirgisistan verhängte Staatschef Sooronbai Dscheenbekow am 9. Oktober den Ausnahmezustand über die Hauptstadt Bischkek. Die Sicherheitsmaßnahmen sollen in der Stadt mit etwa einer Million Einwohnern verschärft werden, hieß es in einem Dekret. Es gelten Ausgangssperren.

Der stellvertretende kirgisische Innenminister wurde zum Kommandanten der Hauptstadt ernannt. Der Präsident ordnete zudem eine Truppenverlegung nach Bischkek an, um die öffentliche Ordnung zu schützen und bewaffnete Zusammenstöße zu verhindern.

Zuvor am Freitag wurden auf dem zentralen Ala-Too-Platz in Bischkek, wo eine Kundgebung stattfand, Schüsse gehört, berichtete die Nachrichtenagentur TASS. Dort versammelten sich die Anhänger des ehemaligen kirgisischen Präsidenten Almasbek Atambajew. Später kamen Anhänger seines Gegners Sadyr Dschaparow dazu. Danach kam es zu Zusammenstößen zwischen den beiden Gruppen der Demonstranten. Es waren mehrere Schüsse zu hören. Berichten zufolge soll es sich um ein gescheitertes Attentat auf Almasbek Atambajew gehandelt haben. Ein Video in den sozialen Netzwerken zeigt einen Mann, der mehrere Schüsse aus der Pistole in Richtung von Atambajews Wagen abfeuert. Atambajew selbst blieb unverletzt, sein Leibwächter soll aber verletzt worden sein.

Die Lage im zentralasiatischen Staat hatte sich am Montag zugespitzt, nachdem es nach der umstrittenen Parlamentswahl zu schweren Ausschreitungen mit Hunderten Verletzten in der Hauptstadt Bischkek gekommen war. In der Nacht zum Dienstag hatten zahlreiche Menschen auf den Straßen im Stadtzentrum Unruhe gestiftet und das Parlamentsgebäude gestürmt. Sie befreiten zudem mehrere Politiker aus dem Gefängnis, darunter den wegen Korruption inhaftierten Ex-Präsidenten Almasbek Atambajew und mehrere seiner Mitstreiter. Auf Druck der Protestler annullierte die Wahlleitung des Staates am Dienstag die Ergebnisse der Abstimmung.

Mehr zum ThemaKrise in Kirgisistan: Behörden melden Staatschef und Premierminister als vermisst