Ratsversammlung in Afghanistan empfiehlt Freilassung von Taliban

Die Freilassung von 400 als besonders gefährlich eingestuften Taliban-Gefangenen hat als letzte Hürde vor innerafghanischen Friedensgesprächen gegolten. Eine große Ratsversammlung, die seit dem 7. August über die Frage diskutiert hat, stimmt jetzt der Maßnahme zu.

In Afghanistan hat eine große Ratsversammlung die Freilassung inhaftierter Taliban empfohlen. Die Freilassung von 400 als besonders gefährlich eingestuften Taliban galt als letzte Hürde vor innerafghanischen Friedensgesprächen. Rund 3.400 politische und religiöse Vertreter der Gesellschaft – darunter auch etwa 700 Frauen – diskutierten seit Freitag über diese zentrale Frage der Gefangenenfreilassung. In 50 Gremien erarbeiteten die Delegierten einen Beschluss und forderten zudem einen bedingungslosen Waffenstillstand.

Präsident Aschraf Ghani hatte die sogenannte Loja Dschirga vor rund einer Woche einberufen, nachdem sich Taliban und Regierung für das islamische Opferfest Eid al-Adha auf eine dreitägige Waffenruhe verständigt hatten. Der Staatschef sagte am Freitag, dass die Friedensgespräche bereits nach drei Tagen beginnen würden, sollte es zu einer Einigung kommen. Die militant-islamistischen Taliban, die die Freilassung bestimmter Anhänger zur Vorbedingung für die seit Ende Februar geplanten Friedensgespräche gemacht hatten, äußerten sich zunächst nicht.

Die Einberufung der Ratsversammlung war nicht unumstritten. Der Sprecher des afghanischen Parlaments, Rahman Rahmani, bemängelte, dass die Veranstaltung einer Loja Dschirga nicht durch das afghanische Recht gedeckt sei. Parlamentarier fühlten sich hintergangen und bezeichneten die Versammlung gar als illegal.

Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in der katarischen Hauptstadt Doha ein Abkommen unterzeichnet, das einen Abzug der internationalen Truppen vorsieht und den Weg für innerafghanische Friedensgespräche bereiten soll. Im Gegenzug versicherten die Taliban, ihre Beziehungen mit anderen Terrororganisation zu beenden. Dafür wurde ein Gefangenenaustausch als vertrauensbildende Maßnahme vereinbart. Bis zu 5.000 inhaftierte Taliban sollten im Tausch gegen 1.000 von den Rebellen festgehaltene Gefangene der Regierung freikommen. Die Taliban töteten zwar seit ihrem im Februar unterzeichneten Abkommen mit den USA keine internationalen Soldaten mehr, verstärkten aber ihren Kampf gegen die afghanischen Streitkräfte. (dpa)

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