Bolivien: Polizei und Militär stoppen Demo gegen Übergangsregierung – Fünf Tote

Bei einer Großdemo von Kokabauern in Bolivien sind mindestens fünf Menschen getötet worden. Die Tragödie ereignete sich, als Polizei und Militär den Anhängern von Evo Morales den Weg auf einer Brücke im Departamento Cochabamba versperrten. Es fielen Schüsse.

Am Freitag sind in Bolivien mindestens fünf Teilnehmer einer Großdemonstration zur Unterstützung des zurückgetretenen Präsidenten Evo Morales getötet worden. Die Auseinandersetzungen zwischen Kokabauern und Sicherheitskräften brachen aus, als die Polizei und das Militär den Protestlern den Weg auf einer Brücke in der Ortschaft Sacaba in der Provinz Chapare versperrten.

Nach eigenen Angaben wollte die Polizei verhindern, dass die Demonstranten über die Huayllani-Brücke weiter nach Cochabamba kommen, um in der Hauptstadt des gleichnamigen Departamento gegen die Übergangspräsidentin Jeanine Áñez zu protestieren. Demnach wurden mindestens 300 Menschen festgenommen.

Wie der Ombudsmann der Stadt Cochabamba, Nelson Cox, am Freitag mitteilte, haben 34 Menschen Verletzungen erlitten. Die Toten hätten Schusswunden aufgewiesen.

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Der zurückgetretene bolivianische Präsident Evo Morales kritisierte die Handlungen des "Putschregimes" scharf, das "mit Kugeln" das Volk unterdrücke. "Jetzt werden unsere Brüder in Sacaba getötet", twitterte der Politiker aus seinem mexikanischen Exil. 

Auch die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (IAKMR) verurteilte die "unverhältnismäßige Polizei- und Militärgewalt" bei der Großdemo in Cochabamba. Die Organisation forderte die bolivianischen Behörden auf, auf den Einsatz von Schusswaffen bei sozialen Protesten zu verzichten. Die IAKMR berichtete außerdem von fünf Erschossenen, 22 Verletzten und drei Journalisten, die bei der Ausübung ihres beruflichen Dienstes angegriffen worden waren.

Boliviens Übergangspräsidentin Jeanine Áñez sprach am Freitag von bewaffneten Gruppen, unter denen sich auch Ausländer befänden. Die Regierung werde gegen diese Gruppen mit den in der Verfassung verbrieften Mitteln vorgehen. Es gebe Beweise für die Beteiligung venezolanischer Bürger an gewaltsamen Protesten gegen die Übergangsregierung, erklärte die neue kommissarische Außenministerin Karen Longaric. Die Übergangsregierung wolle alle Diplomaten Venezuelas wegen Einmischung in interne Staatsangelegenheiten ausweisen.

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Evo Morales, der das Andenland seit dem Jahr 2006 als erster indigener Präsident regiert hatte, trat am Sonntag – nur drei Wochen nach seiner Wiederwahl – unter dem Druck von Militär und Polizei zurück. Die Opposition warf ihm Wahlbetrug vor. Der Politiker sprach von einem Putsch.