Chiles Präsident zieht nach Protesten U-Bahn-Tariferhöhung zurück

Der chilenische Staatschef Sebastián Piñera hat nach starken Protesten eine Tariferhöhung der Metro von Santiago rückgängig gemacht. Nach erneuten Brandanschlägen auf mehrere U-Bahn-Stationen wurde am Samstag eine Ausgangssperre in der chilenischen Hauptstadt verhängt.

Die Proteste hatten sich vor knapp einer Woche entzündet, als die Fahrpreise der U-Bahn von 800 auf 830 Pesos angehoben worden waren – umgerechnet eine Erhöhung von vier Eurocent. Bei den schweren Ausschreitungen vom Freitag wurden 78 U-Bahn-Stationen zerstört oder beschädigt. Ein Vertreter der Metro-Verwaltung schätzte die Schäden auf 200 Millionen Dollar. Der gesamte U-Bahn-Verkehr auf dem etwa 140 Kilometer langen Streckennetz wurde eingestellt.

Insgesamt wurden nach Polizeiangaben am Freitag 308 Menschen festgenommen und 156 Polizisten verletzt. In Santiago wurde der Unterricht an Schulen für Montag ausgesetzt. Fußballspiele und Konzerte wurden in der Hauptstadt am Wochenende vertagt. Kaufhäuser blieben größtenteils geschlossen.

Auch am Samstag wurden in der Hauptstadt erneut U-Bahn-Züge und Busse in Brand gesetzt. Die Protestwelle weitete sich auf Valparaíso, Concepción und Viña del Mar aus. Neben der Fahrpreiserhöhung in Santiago heizte auch eine landesweite Erhöhung der Stromtarife den Unmut der Bevölkerung an.

Ich habe die Stimme meiner Mitbürger gehört", sagte Präsident Sebastián Piñera am Samstagabend (Ortszeit) bei einer Ansprache, in der er die umstrittene Fahrpreiserhöhung zurücknahm.

Die Ausgangssperre, die erste in Chile seit der Wiederherstellung der Demokratie im Jahr 1990, gilt von 22:00 bis 07:00 (Ortszeit) in Santiago de Chile und Umgebung. (dpa)

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