Das Schicksal brasilianischer Präsidenten - Gefahr von Amtsenthebung und Verlust des Lebens

Die Wahrscheinlichkeit, als Präsident Brasiliens seine Karriere mit Haft, Amtsenthebung und abruptem Machtverlust zu beenden, ist hoch. Eine Kolumnistin bezeichnet die Politik dort als ein "riskantes Geschäft", das gar mit dem Verlust des Lebens enden kann.

Luiz Inácio Lula da Silva, der ehemalige Präsident Brasiliens, hat am Sonntag seine Haftstrafe angetreten. Ein Gericht hatte ihn wegen Korruption zu zwölf Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Immerhin gelang es ihm, zwei Amtszeiten als Staatsoberhaupt in dem südamerikanischen Land mit rund 209 Millionen Einwohnern vollständig zu absolvieren. Seine Nachfolgerin Dilma Rousseff wurde wegen des Verdachts auf Manipulationen von Haushaltsplänen des Amtes enthoben.

Angela Alonso, Kolumnistin der Zeitung Folha de Sao Paulo, schrieb über das Schicksal der brasilianischen Präsidenten: 

In die Politik einzutreten ist ein riskantes Geschäft. In Brasilien besteht die Gefahr eine Wahl, seinen Frieden und sein Leben zu verlieren. 

Temer im Volk immer noch unbeliebt

Während der anfänglichen Suspendierung Rousseffs für 180 Tage übernahm Michel Temer vom Partido do Movimento Democrático Brasileiro als Vizepräsident die Regierungsgeschäfte. Temer, der bis heute regiert, ist bei den Brasilianern eher unbeliebt, zumal er Vorwürfen ausgesetzt ist, die Unabhängigkeit des Landes von den USA revidieren zu wollen. Am 31. August 2016 wurde er schließlich selbst Präsident. 

Wikileaks veröffentlichte Dokumente, die darauf hindeuteten, Temer würde mit den USA im Geheimen kooperieren. Im Jahr 2006 soll er die US-Botschaft über politische Hintergründe bestimmter Fragen seines Landes informiert haben. Lula hingegen galt als beliebt, 2011 musste er sein Präsidentenamt verlassen, weil die Verfassung eine dritte Amtszeit in Folge untersagt. Geschlagen geben will er sich nicht. Temers Zukunft bleibt ungewiss. Im letzten Jahr wurde er zweimal selbst durch Vorwürfe der Korruption belastet. Bislang schützt ihn noch die Immunität seines Amtes. 

Color de Mello bereits nach zwei Jahren Geschichte

Im Laufe der letzten Jahrzehnten stand die Präsidentschaft in Brasilien für mehrere Amtsinhaber unter keinem guten Stern. Auch Fernando Color de Mello musste 1992 nach erst zwei Jahren und in seiner ersten Amtsperiode seine Präsidentschaft nach Korruptionsvorwürfen aufgeben. Noch heute laufen Ermittlungen gegen ihn. Zu erwähnen wäre auch noch Jose Sarney. Erst der Tod des Präsidenten Tancredo Neves machte den damaligen Vize 1985 zum Präsidenten. Das tragischste Beispiel ist das von Getulio Vargas. 1954 nahm dieser sich nach 18 Jahren im Amt das Leben, nachdem er - angeblich infolge eines gescheiterten Auftragsmordes an einem Oppositionellen - den Rückhalt des Militärs verloren hatte. In seiner Selbstmordnotiz schrieb er, dass er dem Volk sein Leben gegeben habe und ihm nun seinen Tod überreiche. 

Ein Experte der Abteilung für internationale Beziehungen an der Rio State University sagt, dass so viele brasilianische Regierungsführer in die Kritik geraten, verdeutliche eine positive Entwicklung. Die Korruption werde von einer weithin hingenommenen Erscheinung zunehmend zu einem Risiko für die darin Involvierten.