Mord an Präsidentschaftskandidat in Ecuador: Kriminelle Bande "Los Lobos" bekennt sich zu Tat

Der Mord an einem Präsidentschaftskandidaten erschüttert Ecuador. Jetzt herrscht in dem südamerikanischen Land der Ausnahmezustand. Ab Donnerstag sind zudem drei Tage Trauer angeordnet. Eine kriminelle Bande reklamiert den Mord an Fernando Villavicencio für sich.

Die ecuadorianische Gang "Los Lobos" hat sich in einem Video zu dem Mord an dem 59-jährigen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio Valencia bekannt. Die entsprechende Aufnahme verbreitet sich in den sozialen Medien und zeigt mehrere Vermummte mit Schusswaffen.

Einer der Männer liest von einem Blatt Papier einen Text ab, in dem es heißt:

"Wir wollen der ganzen ecuadorianischen Nation klarmachen, dass korrupte Politiker jedes Mal erledigt werden, wenn sie ihre Versprechen nicht erfüllen, die wir festlegen, wenn sie unser Geld – und es sind Millionen US-Dollar – annehmen, um ihre Wahlkampagne zu finanzieren."

Das Schicksal von Villavicencio werde alle bestechlichen Politiker ereilen, sollten sie ihr Wort nicht halten, sagt die Männerstimme weiter. Der Sprecher beschimpft und bedroht abschließend den anderen Präsidentschaftskandidaten Jan Tomislav Topić Feraud:

"Halte dein Wort. Wenn du dein Versprechen nicht erfüllen wirst, wirst du der nächste sein."

"Los Lobos" gilt als eine der größten kriminellen Banden Ecuadors. Laut Medienberichten sollen ihr mehr als 8.000 Menschen angehören. Mehrere Mitglieder von "Los Lobos" sitzen in so berüchtigten Gefängnissen wie Turi, Cotopaxi, Santo Domingo, Ambato und Penitenciaría del Litoral ein. Die Gang gilt zudem als einer der Verbündeten des mächtigsten mexikanischen Drogenkartells Jalisco Nueva Generación.

Villavicencio war am Mittwoch kurz vor den Präsidentschaftswahlen am 20. August erschossen worden. Die Untat ereignete sich im Norden der Hauptstadt Quito, als der Präsidentschaftskandidat eine Wahlveranstaltung in einer Schule abhielt. Mehrere Personen erlitten ebenfalls Verletzungen.

Nach dem Mord an dem Präsidentschaftskandidaten verhängte der ecuadorianische Präsident Guillermo Lasso für 60 Tage den Ausnahmezustand. In seiner Ansprache an die Nation sagte der Politiker:

"Die Streitkräfte werden ab sofort auf dem gesamten Territorium des Landes mobilisiert, um die Sicherheit der Bürger, die Ordnung im Land sowie die freien und demokratischen Wahlen am 20. August zu garantieren."

Der Staatschef nannte den Mord an Villavicencio ein politisches Verbrechen, das einen terroristischen Charakter habe. Er zweifele nicht daran, dass es sich dabei um einen Versuch handele, die Wahlen zu sabotieren.

Darüber hinaus unterzeichnete Lasso ein Dekret, mit dem er ab dem 10. August drei Tage Trauer im ganzen Land anordnete.

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