Am 10. Tag der Massenproteste in Ecuador hat die Generalstaatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes den Angriff auf ihr Hauptquartier in der Hauptstadt Quito verurteilt. Demnach drang eine Gruppe von Manifestanten ins Gebäude ein und setzte in der Öffentlichkeit Dokumente der für das Verkehrswesen zuständigen Abteilung in Brand. Außerdem warfen Protestierende verschiedene Gegenstände auf das Gebäude und schlugen mehrere Fensterscheiben ein. Auch im Inneren des Gebäudes gab es demnach Schäden.
Die Behörde leitete eine Vorermittlung wegen Terrorismus ein. Opfer gab es keine. In einer Mitteilung erkannte die Generalstaatsanwaltschaft das Recht der Bevölkerung auf friedlichen Protest an, verurteilte aber jegliche Akte des Vandalismus.
Der Verband der indigenen Völker von Ecuador (CONAIE), der zu dem nationalen Streik aufgerufen hatte, verurteilte ebenfalls die Attacke auf das Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft in Quito. Die Organisation distanzierte sich von den Angreifern. Aus einer Erklärung geht hervor:
"Diejenigen, die diese schweren Taten begangen haben, gehören nicht zur indigenen Bewegung."
Der Indigenen-Verband appellierte an die Protestierenden, Akte des Vandalismus zu vermeiden.
Inzwischen weigerte sich die Regierung von Guillermo Lasso am Mittwoch, den Ausnahmezustand im Land außer Kraft zu setzen. Regierungsminister Francisco Jiménez begründete dies damit, dass er die Hauptstadt "nicht ungeschützt lassen" könne. Zuvor hatte der Indigenen-Verband die Aussetzung des Ausnahmezustands und der Polizeigewalt zur Bedingung gemacht, um sich an den Verhandlungstisch zu setzen.
Die Massenproteste hatten in dem Andenland am 13. Juni begonnen. Sie entzündeten sich unter anderem an den hohen Spritpreisen. Indigene blockierten Straßen und stoppten unter anderem den Fernverkehr, indem sie in mehreren Teilen Ecuadors Barrikaden errichteten. Es kam bereits zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Seit dem Ausbruch der Proteste kamen mindestens zwei Menschen ums Leben. Dutzende erlitten Verletzungen, darunter auch Polizeibeamte.
Mit ihrem Streik wollen die Ureinwohner die konservative Regierung von Lasso dazu bringen, zehn Forderungen nachzukommen. Unter anderem verlangen sie, die Treibstoffpreise einzufrieren, den Schuldendienst für mehr als vier Millionen Familien zu stunden, faire Preise für landwirtschaftliche Produkte festzulegen und das Selbstbestimmungsrecht der indigenen Völker zu achten.
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