Rio de Janeiro verschiebt wegen COVID-19-Pandemie erneut Karnevalsumzüge

Auch diesmal wird der Karneval in Rio de Janeiro anders als vor der COVID-19-Pandemie gefeiert. Die zweitgrößte Stadt Brasiliens verschiebt die Karnevalsumzüge auf April. Sambaschulen bereiten sich trotz der Ungewissheit teilweise seit Monaten auf die Veranstaltung vor.

Vor dem Hintergrund einer neuen Corona-Welle hat Rio de Janeiro wieder die weltberühmten Karnevalsumzüge verschoben. In einem Tweet gab die Stadtverwaltung der brasilianischen Metropole bekannt, den Karneval auf den 21. April zu verlegen. Die Entscheidung sei nach einer Besprechung der Bürgermeister von Rio, Eduardo Paes, und São Paulo, Ricardo Nunes, der Gesundheitssekretäre und Präsidenten der Verbände der Sambaschulen der beiden Städte gefallen.

"Aufgrund der Zunahme der COVID-19-Fälle in der Stadt kündigen wir an, den Karneval auf den Feiertag Tiradentes im April zu verlegen."

Rios Gesundheitssekretär Daniel Soranz sagte der Zeitung Folha de S. Paulo, es bestehe keine Möglichkeit, den Karneval um jeden Preis abzuhalten. Im April werde es viel Sicherheit zur Veranstaltung geben. Der Beamte hoffte auf eine fallende Kurve der Omikron-Variante.

Den Straßenkarneval in Rio hatte Bürgermeister Paes Anfang des Monats bereits zum zweiten Mal in Folge abgesagt. Laut dem Nachrichtenportal G1 lockte der Karneval in Rio bei seiner bislang letzten Auflage 2020 binnen vier Tagen mehr als drei Millionen Menschen auf die Straße. Die Pläne für die legendären Umzüge im Sambodrom im Februar und März, die im vergangenen Jahr zuerst ebenfalls verschoben und dann abgesagt worden waren, blieben indes weiter bestehen. Dort seien Kontrollen zum Infektionsschutz einfacher umzusetzen, sagte Paes.

Die Stadt São Paulo sah bei den Maßnahmen, die sie diese Woche veröffentlichte, eine Maskenpflicht für Mitglieder der Sambaschulen und Zuschauer auf der Tribüne im Sambodrom sowie einen Impfnachweis für alle Beteiligten vor.

Gesundheitsexperten ließen in brasilianischen Medien jedoch durchblicken, dass sie von dem Spektakel im Sambodrom abraten würden, weil sich das Virus trotz geplanter Schutzmaßnahmen nicht kontrollieren lasse. Roberto Medronho, Mitglied des wissenschaftlichen Komitees, das Rio in der Pandemie berät, sagte der Folha de S. Paulo:

"Jede Menschenansammlung in den kommenden Wochen wird ein Grund für eine noch größere Verbreitung der Omikron-Variante sein."

Sambaschulen bereiten sich trotz der Ungewissheit wegen der Pandemie teilweise seit Monaten auf die möglichen Umzüge vor. Eine coronabedingte Absage würde nach dem Ausfall 2021 erneut Millionen an Verlust bedeuten. Für gewöhnlich zieht der Karneval jedes Jahr Millionen Touristen an den Zuckerhut. Dem Portal Carnavalesco zufolge bringt das Spektakel der Stadt umgerechnet rund 620 Millionen Euro ein.

In Brasilien haben sich nach offiziellen Angaben mehr als 23,5 Millionen der 210 Millionen Landesbewohner mit dem Coronavirus infiziert. Fast 623.000 Patienten starben im Zusammenhang mit der Krankheit COVID-19. Zuletzt stieg die Zahl der Neuinfektionen wieder enorm, auch beeinflusst durch die Omikron-Variante. Am Mittwoch meldete Brasilien erstmals mehr als 200.000 neue Corona-Fälle in einem Tag. Inzwischen sind fast 70 Prozent der brasilianischen Bevölkerung komplett geimpft. Zur Einreise in das Land wird ebenso wie vielerorts für den Besuch von öffentlichen Einrichtungen ein Impfnachweis verlangt.

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(dpa)