Mexiko: Zwei Journalisten innerhalb einer Woche ermordet

Die beiden mexikanischen Journalisten Margarito Martínez Esquivel und José Luis Gamboa, die vor allem zu den Themen Drogen und Korruption recherchierten, sind die jüngsten Opfer in dem für Journalisten gefährlichsten Land der Welt außerhalb von Kriegsgebieten.

Auch das neue Jahr hat für den mexikanischen Journalismus denkbar grausam begonnen. Innerhalb einer Woche wurden zwei Journalisten ermordet, die vor allem über das Abgleiten ihres Landes in die von Drogen und Korruption angeheizte Gewalt berichteten.

Margarito Martínez Esquivel, ein Kriminalreporter und Fotograf, der oft mit ausländischen Medienvertretern zusammenarbeitete, wurde am Montagmittag vor seinem Haus in der Stadt Tijuana im nördlichen Mexiko erschossen. "Leider konnte ich nichts für ihn tun", sagte seine verzweifelte Frau Elena Martínez gegenüber der San Diego Union-Tribune, einem der zahlreichen internationalen Medien, für die der Journalist gearbeitet hatte – neben der BBC, der Los Angeles Times und der Washington Post.

Der Tod von Martínez ereignete sich nur eine Woche nach dem Tod eines anderen Journalisten im östlichen Bundesstaat Veracruz. José Luis Gamboa wurde in einer weiteren der gewalttätigsten Regionen Mexikos mit tödlichen Folgen niedergestochen. Zwei Tage zuvor hatte Gamboa als Direktor einer Nachrichten-Webseite namens Inforegio über Twitter die Ernennung eines "Anti-Drogen-Zaren" gefordert, der die jahrzehntelange Eskalation des Blutvergießens bremsen solle. Letztes Jahr hatte er noch beklagt, dass Teile der Regierung – anstatt den Drogenhandel zu bekämpfen – in eine "große kriminelle Vereinigung" mit den Drogenkartellen hineingezogen worden seien. "Die mexikanische Bevölkerung hat immer noch nicht begriffen, wie ernst die Lage ist", twitterte Gamboa.

Die beiden noch ungeklärten Morde – die nun auf die Ermordung von neun Journalisten im vergangenen Jahr folgen – lösten Empörung und Trauer in dem Land aus, das als das gefährlichste Land der Welt für Reporter außerhalb von Kriegsgebieten gilt. In einigen Regionen ist die Angst der Journalisten vor Entführungen und Morden so groß, dass sie Abdrücke von ihren Zähnen nehmen und sie zu Hause in der Gefriertruhe aufbewahren, bevor sie zu einer Reportage aufbrechen, damit die Angehörigen ihre Überreste identifizieren können.

"Es ist schockierend, dass dies so früh im Jahr passiert und dass ein Mord so kurz nach dem anderen geschieht", sagte Jan-Albert Hootsen, der Mexiko-Beauftragte des Komitees zum Schutz von Journalisten. Das in Tijuana ansässige Pressekollektiv Yo Sí Soy Periodista (Ja, ich bin Journalist) forderte eine rasche Untersuchung der Ermordung von Martínez, der mehr als zwei Jahrzehnte lang die Sicherheitskrise in der Grenzstadt dokumentierte und für die Wochenzeitung Zeta arbeitete.

Die Gruppe erklärte, Martínez sei nunmehr der 29. mexikanische Journalist, der getötet wurde, seit Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador im Dezember 2018 die Macht übernahm und versprach, das Land zu befrieden. Hootsen sagte, die scheinbar nicht enden wollende Welle von Journalistenmorden sei auf die Untätigkeit und Straflosigkeit der Regierung zurückzuführen.

"Wenn man in Mexiko einen Reporter verletzen will, kann man das tun, und die Chance, dass man erwischt wird, ist sehr gering – und die Chance, dass man zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird, ist noch geringer", sagte er: "Die mexikanische Regierung macht es Leuten leicht, die Reportern schaden wollen."

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