Boliviens Ex-Minister Carlos Romero: 2019 gab es Pläne, Evo Morales physisch zu beseitigen

Ein früherer bolivianischer Minister im Kabinett von Evo Morales hat neue Einzelheiten über den Staatsstreich in Bolivien im November 2019 bekannt gegeben. Carlos Romero zufolge soll die Opposition geplant haben, den damaligen Präsidenten physisch aus dem Weg zu räumen.

Der ehemalige Minister der bolivianischen Regierung Carlos Romero hat in einem am 19. Juni auf Facebook veröffentlichten Video neue Einzelheiten über den Staatstreich im südamerikanischen Land im November 2019 enthüllt. Der 54-Jährige teilte am Samstag mit, es habe einen "Verschwörungsplan" gegeben, den damaligen Präsidenten Evo Morales "physisch zu eliminieren". Demnach habe ein Polizist den Politiker aufgrund eines "Expressbefehls" festnehmen sollen, um ihn "ums Leben zu bringen".

Gleichzeitig betonte Romero, die Polizei habe Anweisungen der Opposition schon mehrere Tage vor der offenen Meuterei am 8. November in Cochabamba befolgt.

"Die bolivianische Polizei verweigerte dem Minister der Regierung und dem Präsidenten ihren Befehlsgehorsam. Das passierte nicht nur seit der polizeilichen Meuterei, sondern schon viel früher, als die Polizeikontrollen, die die Wahlsicherheit hätten gewährleisten sollen, problemlos überschritten wurden und es zuließen, dass die Wahlgerichte in vielen Städten angezündet wurden."

Der ehemalige Minister beschuldigte darüber hinaus den früheren Polizeichef Yuri Calderón, Teil eines "Ablenkungsmanövers" gewesen zu sein, während man den Plan der Gehorsamsverweigerung ausgeheckt habe. Zwar habe Calderón mehrmals seine Sympathien für die "linke Ideologie" öffentlich bekundet. In Wirklichkeit habe er aber die "Putschisten" koordiniert und die Anweisung erteilt, Präsident Morales zu verhaften.

Romero behauptete außerdem in seinem Facebook-Video, dass die bolivianische Polizeispitze "auf eigene Faust" begonnen habe, die rechtsorientierten Putschisten und Verschwörer zu beschützen. Dem Ex-Minister der Regierung von Morales zufolge hätte die ehemalige Übergangspräsidentin Jeanine Áñez unter anderen Umständen niemals zur Staatschefin werden können. Sie habe das Amt "durch ein Fenster" angetreten.

"Sie wurde nicht gewählt. Denn sie war niemals Senatsvorsitzende gewesen. Nach der Verfassung stand sie nicht in der Nachfolge. Der Rechtsstaat wurde mit Füßen getreten."

Romeros Enthüllungen kamen, nachdem sich der frühere bolivianische Staatschef Carlos Mesa Gisbert geweigert hatte, am Donnerstag auf einer von der Staatanwaltschaft einberufenen Anhörung im Fall "Staatstreich" auszusagen. Nach der Meinung des Politologen Hugo Siles lasse das Schweigen des ehemaligen Präsidenten sein Handeln wenige Tage vor dem Staatstreich in einem anderen Licht erscheinen. Nach Angaben von Romero soll ausgerechnet Mesa zu Protesten und Gewalt in den bolivianischen Städten aufgerufen haben. Anschließend habe er sich mit der Opposition getroffen, um die konstitutionelle Nachfolge zu bestimmen.

Präsident Evo Morales war nach der Wahl im Oktober 2019 auf Druck des Militärs zurückgetreten. Ihm wurde Wahlbetrug vorgeworfen. Als zweite Vizepräsidentin des Senates ernannte Áñez sich selbst zur Übergangspräsidentin. Morales erhielt nach dem Putsch politisches Asyl in Mexiko. Der MAS-Kandidat Luis Arce entschied dann eine mehrfach verschobene Präsidentenwahl im Oktober 2020 für sich. Dies ermöglichte Morales die Rückkehr nach Bolivien.

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