Der kolumbianische Präsident Iván Duque ist am Freitag mit seinem Innenminister Daniel Palacios in die Stadt Cali, das Epizentrum der gewaltsamen Proteste, gereist, um dort mit den örtlichen Behörden eine Sitzung des Sicherheitsrates abzuhalten. Am Abend verkündete der Politiker eine erneute Verschärfung des Einsatzbefehls für die Sicherheitskräfte. In einer auf Twitter veröffentlichten Videobotschaft sagte Duque:
"Ab diesem Abend beginnt der maximale Einsatz des Militärs zur Unterstützung der Polizei in der Stadt Cali und der Provinz Valle del Cauca."
Diese Maßnahme solle die öffentliche Ordnung in der Region wiederherstellen. An diesem Einsatz würden sich erfahrene Offiziere beteiligen.
"Für diese Mission gibt es mehr als 7.000 Mann, darunter von der Kriegsmarine. In unserem Land dürfen keine Insel der Anarchie existieren."
Gleichzeitig versprach der Staatschef, die Gesellschaft über ein extra eingerichtetes Kommunikationszentrum täglich über die Handlungen der Sicherheitskräfte zu informieren.
Zuvor waren in der südwestlich von Bogotá gelegenen Stadt bei gewalttätigen Auseinandersetzungen um Straßenblocken vier Menschen getötet worden. Laut Medienberichten erschoss ein Mann am Freitag in der Gemeinde Candelaria zwei junge Protestierende. Andere Teilnehmer der Straßenblockade lynchten den Angreifer. Bei einem Konflikt um eine andere Straßenblockade kam ein 24-jähriger Mann um Leben. Die Generalstaatsanwaltschaft verurteilte die Gewalt scharf und kündigte eine gründliche Ermittlung an. Zuvor hatte das Nationale Streikkomitee (CNP) zu Demonstrationen, Straßensperren und Kulturveranstaltungen für den 28. Mai aufgerufen.
Die gewaltsamen Proteste hatten in Kolumbien vor einem Monat, am 28. April, begonnen, nachdem die Regierung eine Steuerreform angekündigt hatte. Die landesweiten Demos arteten bald in gewaltsame Zusammenstöße mit der Polizei aus. Nach den landesweiten Streikaktionen zog Duque zwar die geplante Reform zurück, die Proteste dauern jedoch an. Seitdem wurde von Dutzenden Toten, Hunderten Vermissten und Tausenden Verletzten berichtet. Angesichts zahlreicher Meldungen über Polizeigewalt beantragte die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (IAKMR) einen Inspektionsbesuch im Land.
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