Anfang April war das Vakzin Sputnik V von den Gouverneuren aus 14 brasilianischen Staaten beantragt worden. Ein fünfköpfiges Team von Anvisa stimmte einstimmig gegen die Zulassung des russischen Impfstoffs. Es mangele an "konsistenten und zuverlässigen Daten", hieß es in der Begründung. Die technischen Mitarbeiter haben der Behörde empfohlen, den Antrag abzulehnen, "bis Daten zur Beseitigung der festgestellten Mängel vorliegen". Sie beriefen sich dabei auf fehlende Informationen, die die Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit des Präparates garantieren.
Ana Carolina Moreira Marino Araujo, Generaldirektorin der Gesundheitsbehörde, sagte, dass unter Berücksichtigung aller vorgelegten Unterlagen, der bei persönlichen Einsichtnahmen gewonnenen Daten und der Informationen anderer Aufsichtsbehörden die Risiken zu hoch seien. Laut Gustavo Mendes, dem Sprecher von Anvisa, sei das größte Problem mit dem Impfstoff das Adenovirus, welches sich vermehren könnte. Das Gamaleja-Institut, welches das Medikament entwickelt hat, behauptete zuvor, dass der Adenovirus-Vektor, der die Grundlage des Impfstoffs bildet, sich nicht vermehren könne.
Camilo Santana, Gouverneur des brasilianischen Bundesstaates Ceará im Nordosten des Landes, kritisierte den Schritt auf Twitter. Er sei enttäuscht, da Sputnik V bereits in vielen anderen Ländern eingesetzt wird. "Das wissenschaftliche Komitee des Nordostens von Brasilien hat sich für den Einsatz von Sputnik V ausgesprochen. Ich werde weiterhin für diese Zulassung kämpfen", schrieb Santana am Dienstag.
Auch der russische Impfstoffhersteller reagierte auf die Entscheidung der brasilianischen Behörden. Auf dem offiziellen Twitter-Profil von Sputnik V heißt es: "Anvisas Verzögerungen bei der Genehmigung von Sputnik V sind leider politischer Natur und haben nichts mit dem Zugang zu Informationen oder Wissenschaft zu tun."
Die brasilianische Impfkampagne ist von Verzögerungen und Beschaffungsfehlern geprägt, die das Land zu einem Brennpunkt der Pandemie machten und das nationale Gesundheitssystem an den Rand des Zusammenbruchs brachten. Bislang haben nach Angaben des Gesundheitsministeriums 27,3 Millionen Menschen in Brasilien, das entspricht etwa 13 Prozent der Bevölkerung, eine erste Teilimpfung erhalten. Insgesamt wurden in dem Land mehr als 14 Millionen positive Corona-Laborbefunde registriert. Knapp 400.000 Menschen sind an oder mit dem SARS-CoV-2-Erreger gestorben.
Sputnik V ist derzeit in 60 Ländern zugelassen. Laut neuen Daten weist das Mittel eine Wirksamkeit von 97,6 Prozent auf, berichtete der russische Direktinvestitionsfonds vergangene Woche. Diese Ergebnisse beruhen auf der Analyse von Daten, die sich auf den Prozentsatz von Infektionen nach der Impfung in der russischen Bevölkerung beziehen.
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