Brasilien: Onkel vergewaltigt zehnjähriges Mädchen – Landesweite Debatte um Recht auf Abtreibung

Nach brasilianischem Gesetz ist die Abtreibung nach einer Vergewaltigung erlaubt. Solche Fälle werden im Regelfall unter Stillschweigen behandelt. Doch die Daten eines zehnjährigen Mädchens, das von seinem Onkel vergewaltigt wurde, gelangten an die Öffentlichkeit.

Das Mädchen wurde am 7. August mit starken Bauchschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte stellten fest, dass die Zehnjährige schwanger war. Die Betroffene gab zu, dass ihr Onkel sie seit ihrem sechsten Lebensjahr sexuell missbraucht habe. In Brasilien ist der Schwangerschaftsabbruch nach einer Vergewaltigung und bei Gefahr für das Leben der Mutter erlaubt. Derartige Eingriffe erfolgen meist unter Stillschweigen.

Diesmal sickerten die Daten des zehnjährigen Mädchens aber durch. Mitverantwortlich war auch die Frauen- und Familienministerin Damares Alves. Sie bedauerte auf Facebook die Entscheidung der Justiz, die dem Mädchen das Recht zugestanden hatte, die Schwangerschaft abzubrechen. Die Aktivistin Sara Winter ging noch weiter und veröffentlichte sogar den Namen des Mädchens sowie des Krankenhauses. Als das Mädchen am Wochenende in der 22. Schwangerschaftswoche auf den Eingriff wartete, versammelten sich vor dem Krankenhaus Abtreibungsgegner und konservative Politiker, die den zuständigen Arzt als Mörder bezeichneten. Einige Menschen versuchten, in das Krankenhaus einzudringen. 

Wie verschiedene brasilianische Medien am Montag berichteten, forderte die Justiz des Bundesstaates Espírito Santo schließlich soziale Netzwerke dazu auf, Veröffentlichungen mit Informationen über das Mädchen zu löschen. Gegen den 33-jährigen Onkel des Mädchens wurde Haftbefehl erlassen, er ist auf der Flucht. 

Dem brasilianischen Jahrbuch für öffentliche Sicherheit zufolge werden stündlich vier brasilianische Mädchen unter 13 Jahren vergewaltigt, die meisten Täter sind demnach Verwandte. Von den 66.000 Vergewaltigungsopfern in Brasilien waren im Jahr 2018 mehr als die Hälfte Mädchen unter 13 Jahren.

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